Es ist so eine Sache, mit dem ‚von Spiel zu Spiel denken‘. Es ist leicht gesagt, dass man alle Nebengeräusche ausblenden und sich nur auf sich selbst konzentrieren will. In der Praxis ist das deutlich komplizierter, was die Heimniederlage der Borussen gegen Hertha BSC gezeigt hat.
Die Lobhudelei der letzten Woche, die Geschichten über den Meisterschaftsanwärter und Dortmund-Jäger, das alles ist nicht spurlos an den Borussen vorbeigegangen. Selbst wenn man niemandem Überheblichkeit oder mangelnde Ernsthaftigkeit unterstellen darf, fehlte gegen Hertha in vielen Momenten der notwendige Tick Konzentration. In der Defensive gab es ungewohnte Nachlässigkeiten, im Mittelfeld ließ man sich vom Biss der Berliner beeindrucken und im Abschluss fehlte die Kaltschnäuzigkeit. Dass beim Schussversuch so oft der Ball nicht sauber getroffen wurde, war absolut unüblich für die Gladbacher in dieser Saison.
Es besteht kein Grund, irgendetwas infrage zu stellen
An diesem Nachmittag im Borussia-Park kam einiges zusammen. Berlin machte es taktisch sehr gut, setzte im ersten Durchgang im richtigen Moment die Nadelstiche, ging in Führung und konterte nach der Pause eiskalt. Vieles erinnerte an das 0:5 im Pokal gegen Leverkusen. Solche Tage, an denen einfach alles schiefgeht, gehören offensichtlich dazu.
Über den verlorenen Anschluss im Meisterrennen oder den verpassten Heimsieg-Rekord kann man sich vielleicht für einen kurzen Moment grämen. Doch vielmehr kommt es jetzt darauf an, diese Niederlage richtig einzuordnen und den eingeschlagenen Weg unbeirrt fortzusetzen. Die Reaktion der Fans in der Nordkurve nach dem Abpfiff war ein erstes Zeichen: Borussia steht weiterhin glänzend da und es besteht kein Grund, irgendetwas infrage zu stellen. Und vielleicht ist es auch ganz förderlich, dass das Gerede vom Meisterschaftsanwärter nun deutlich leiser werden wird ...
von Marc Basten