Spätestens der Auftritt von Borussia Mönchengladbach beim FC Augsburg hatte bei Adi Hütter die Erkenntnis gebracht, dass es in der Spielanlage seiner Mannschaft Veränderungen geben muss. Der oftmals lähmende Ballbesitz in ungefährlichen Räumen, die fehlende Griffigkeit und die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit im letzten Drittel – da musste Abhilfe geschafft werden. Das schien angesichts der kommenden Gegner Dortmund und Wolfsburg ein äußerst kompliziertes, wenn nicht sogar aussichtsloses Unterfangen. Aber die Umsetzung hat überraschend schnell funktioniert.
In Wolfsburg kam den Borussen natürlich der ‚Spielfilm‘ entgegen. Zwei so frühe Tore sind eine Basis, die auch bei einer insgesamt mäßigen Leistung zu drei Punkten reichen können. Doch die Gladbacher siegten in der VW-Arena keineswegs glücklich, sondern verdient. Mit Ausnahme der Phase zwischen der 15. und 30. Minute, als die Mannschaft nicht so richtig zu wissen schien, wie es nach dem Blitzstart weitergehen sollte, war es ein starkes Auswärtsspiel der Fohlenelf. Weil man zum einen gegen einen Champions-League-Teilnehmer dagegen hielt und kaum Torchancen zuließ und zum anderen selbst immer auf der Höhe des Geschehens war.
So ist die Borussia für jedes Team ein extrem unangenehmer Gegner
Dabei wurde die veränderte Spielanlage besonders deutlich. Ballgeschiebe im Aufbau zwischen den Innenverteidigern gab es nicht. Matthias Ginter und Nico Elvedi, die früher oftmals über 100 Ballkontakte zu verzeichnen hatten, weil sie einen Querpass nach dem anderen spielten, blieben diesmal jeweils unter 50 Ballaktionen. Der Grund war offensichtlich: Es ging zügig und oft mit langen Bällen raus aus der eigenen Hälfte. Kein Geplänkel, sondern Anspiele in Richtung der Zweikampfmaschine Embolo. Dann Nachrücken, zustellen, den Gegner stressen und auf den zweiten Ball gehen. Und nach Ballgewinn in der dann wirklich interessanten Zone schnurstracks in die Tiefe spielen.
Gerade beim Spiel in die Tiefe ist Jonas Hofmann der Schlüsselspieler, weil er sowohl den tödlichen Pass spielen kann, als auch selber immer wieder in diese Räume startet. Dazu kommt eine athletische wie fußballerische Präsenz in der neuen Mittelfeldreihe mit Zakaria und Koné, flankiert vom stabilen Scally und auch Netz ist im Vergleich zu Wolf oder Herrmann richtig robust. Lars Stindl hat diese Mischung ohnehin drauf – selbst wenn er zuletzt nicht so präsent war. So ist die ‚neue‘ Borussia für jedes Team ein extrem kantiger und unangenehmer Gegner – und das ist genau das, was Adi Hütter will. Natürlich darf man nach diesen zwei Siegen nicht alles in den Himmel loben, aber es ist gewiss, dass so eine Basis geschaffen wird, auf der in den nächsten Wochen und Monaten aufgebaut werden kann. Und das ist weitaus mehr, als nach dem Augsburg-Spiel zu erwarten war.
von Marc Basten