Alles wieder gut nach den zwei Siegen gegen Berlin und Bochum? Der eine oder andere mag das geglaubt oder wahrscheinlich eher gehofft haben. Doch das Remis gegen Mainz dürfte all diejenigen wieder einfangen, die mit einem Auge nach oben geschielt und die Abstände zu den internationalen Rängen nachgerechnet haben. Dabei geht es weniger um das Resultat - der eine Punkt ist so schlecht nicht -, sondern vielmehr um die Verfassung dieser Mannschaft, in der es weiter hinten und vorne nicht stimmt.
Gegen Mainz gab es in der ersten Halbzeit ohne Frage ordentliche Ansätze. Doch auch schon in dieser Phase fehlte diese Entschlossenheit, sich so zu wehren, wie man es in Bochum gezeigt hat. Vor der Pause fiel das nicht so auf, weil man die Schwächen mit der einen oder anderen eleganten Aktion - inklusive des wirklich schön herausgespielten Führungstors - überdecken konnte. Und weil die Mainzer im ersten Durchgang fußballerisch nicht existent waren.
Keine Reaktion auf die veränderte Mainzer Herangehensweise
Das änderte sich mit Wiederanpfiff, nachdem Bo Svensson mit der Einwechslung von Burkardt System, Ausrichtung und vor allem die grundsätzliche Herangehensweise angepasst hatte. Von Beginn an veränderte sich die Statik des Spiel völlig. Mainz war dominant, spielte mit Tempo und Geradlinigkeit nach vorne und deckte die altbekannten Schwächen der Borussen in der gemeinschaftlichen Arbeit gegen den Ball gnadenlos auf. Wirklich erschreckend war, dass die Gladbacher nicht in der Lage waren, auf die veränderte Situation zu reagieren.
Man verfiel wieder in alte Muster, jeder versuchte für sich irgendetwas zu regeln und von Außen gab es einmal mehr keine Hilfestellung. Wie so oft sprach Adi Hütter anschließend die Probleme an, doch während der Partie gab es keine sichtbare Reaktion von der Bank. Die Spieler wirkten überfordert und alleingelassen - auch von den Rängen kam außer ‘Trallala’ und Gemurre nichts. Immerhin schenkten die Borussen auf dem Platz nicht kollektiv ab, sondern sie versuchten zumindest, sich irgendwie gegen den kompletten Einbruch zu stemmen. Doch ohne diese unglaublichen Reflexe von Yann Sommer hätte es definitiv nicht zu diesem letztlich sehr glücklichen Punkt gereicht.
Die Borussen lassen sich zu einfach aus dem Konzept bringen
Die Mannschaft ist in sich nicht gefestigt, sie reagiert kaum oder nur äußerst schwerfällig auf Umstellungen beim Gegner und lässt sich sehr einfach aus dem Konzept bringen. Gewiss darf man als Erklärung anführen, dass einige Spieler krank oder verletzt fehlen und dass andere nicht ganz fit in die Partie gegangen sind. Dass die Mannschaft aber durch die Bank in den letzten zwanzig Minuten körperlich so in den Seilen hängt, als ob man gerade die fünfte englische Woche in Folge absolviert hätte, kann nicht sein. Die Mainzer sind fast 6 Kilometer mehr gelaufen.
Dieses Spiel hat deutlich gemacht, wie dünn das Eis weiterhin ist, auf dem sich Borussia in dieser Saison bewegt. Die sieben Punkte aus den letzten drei Partien waren überlebenswichtig, aber noch ist der Klassenerhalt nicht gesichert. Die Instabilität ist nach wie vor ein Riesenproblem und kann in jedem der verbleibenden Spiele dafür sorgen, dass alles in sich zusammenbricht. Sich alleine auf die schier übermenschlichen Reaktionen von Yann Sommer zu verlassen, wird nicht reichen.