Auch wenn man neidlos anerkennen muss, dass die Werkself individuell ausgezeichnet besetzt ist, so ist die Fohlenelf an einem guten Tag in der Lage, Leverkusen auf Augenhöhe zu begegnen und zu schlagen. Am Samstag im Geisterduell im Borussia-Park war das zumindest in den ersten 45 Minuten nicht der Fall. Leverkusen agierte unter den klinisch kalten Rahmenbedingungen abgeklärter und reifer, den Borussen fehlte es an Grundüberzeugung und dem notwendigen Biss. Der war nach dem Seitenwechsel und der taktischen Umstellung auf ein 3-4-3 zu spüren, doch so richtig durchgehend auf Touren kamen die Gladbacher nicht.
Dabei hat es sicher auch eine Rolle gespielt, dass das Stadion mit den Pappkameraden auf der Tribüne zwar optisch mehr hermachte, als die leeren Sitzschalen anderswo, aber natürlich auch keine Heimspielatmosphäre erzeugt werden konnte. Dass die Gemengelage nach dem ausgebliebenen Elfmeterpfiff gegen Thuram und dem postwendend an Leverkusen zugesprochenen Strafstoß (regeltechnisch konform, aber in der Bundesliga eher selten so ausgelegt) im ausverkauften Borussia-Park eine andere gewesen wäre, dürfte unzweifelhaft sein.
In Summe waren es zu viele individuelle Fehler, die sich die Borussen gegen diesen Gegner erlaubt haben
So hat Borussia unter dem Strich verdient gegen eine abgeklärte Leverkusener Mannschaft verloren, weil am langen Ende etwas fehlte. Die Unterstützung der Zuschauer, um selbst gepusht zu werden, und um gleichzeitig den Gegner etwas aus dem Konzept zu bringen. Aber es fehlte auch der kleine, letztlich entscheidende Teil an fußballerischer Klasse. In Summe waren es zu viele persönliche Fehler, die sich die Borussen gegen diesen Gegner erlaubt haben.
Noch ist in Sachen Champions League nichts verloren, doch logischerweise ist diese Niederlage gegen einen unmittelbaren Konkurrenten ein Rückschlag. In Bremen und am nächsten Wochenende daheim gegen Union darf Borussia sich keine Blöße geben, um nicht entscheidend an Boden zu verlieren.
von Marc Basten