Ein Derby ist immer ein besonderes Spiel, aber gerade dieses am Karsamstag bot eine richtig gute Gelegenheit für Borussia Mönchengladbach, verlorenen Kredit zurückzugewinnen und im Umfeld zumindest eine kleine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Man hatte sich gerade rechtzeitig der Abstiegssorgen entledigt und konnte befreit ins Derby gehen, um die ärgerliche Niederlage aus dem Hinspiel geradezurücken. Der Borussia-Park war nach zwei Jahren endlich wieder voll - alles war angerichtet für den Schritt hin zu einem halbwegs versöhnlichen Abschluss einer ansonsten verkorksten Saison.
Doch schon im Vorfeld der Partie musste man sich verwundert die Augen reiben. Dass Adi Hütter die Bedeutung des Derbys klein redete und davon sprach, dass es wie immer um drei Punkte geht, irritierte. Man konnte nur hoffen, dass der Trainer intern emotionaler an die Sache herangehen würde, um die Mannschaft zu packen und sie für den richtigen Matchplan zu begeistern. Eine Hoffnung, die sich bereits nach fünf Minuten Spielzeit als trügerisch erwies, weil man dem Gegner mit dem ersten Angriff ein einfach heraus gespieltes Tor schenkte, bei dem die Gegenwehr irgendwo zwischen naiv und nicht vorhanden pendelte. Und das der Borussia sofort den Stecker zog.
Zigfach »unerklärliche« Einbrüche und nichts ändert sich
Zum x-ten Male in dieser Saison wurde offensichtlich, dass die Mannschaft über keinerlei Stabilität verfügt und sich mit simplen Mitteln aus der Bahn werfen lässt. Die Kölner waren aggressiv, gingen den ballführenden Gladbacher mit zwei oder drei Spielern an und schalteten dann schnell um. Die Borussen waren dagegen gestaffelt wie eine Truppe, die noch nie zusammengespielt hat. Exemplarisch sei das blinde Anlaufverhalten von Lainer genannt, oder aber das gemütliche Joggingtempo von Neuhaus und Koné beim 0:2. Und was machten eigentlich Elvedi und Ginter vor dem 0:3 gemeinsam rechts an der Außenlinie vor der Trainerbank, während in ihrem Rücken alles offen war?
Der Trainer sprach anschließend davon, dass es »unerklärlich« sei, dass sich die Mannschaft so einfach die Butter vom Brot habe nehmen lassen. Blöd ist nur, dass Hütter kraft Amtes die Person ist, die eine Erklärung parat haben muss. Und wenn er diese schon nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen will, dann muss zumindest erkennbar sein, dass er die richtigen Schlüsse zieht und mit der Mannschaft daran arbeitet, die Missstände abzustellen. Doch in einer Saison, in der es mittlerweile zigfach zu »unerklärlichen« Einbrüchen gekommen ist, ändert sich rein gar nichts.
Das Markenzeichen des ‘Hütter-Fußballs’ ist eine unfassbare Eindimensionalität
So wurde nun also auch das Derby mit Ansage verschludert. Was Hütter und Borussia abliefern, ist und bleibt ein Trauerspiel. Wenn man das Markenzeichen des vielzitierten ‘Hütter-Fußballs’ nennen sollte, so fällt einem nur die unfassbare Eindimensionalität ein, mit der die Mannschaft Woche für Woche auftritt und regelmäßig scheitert. Ja, die Umstände in Mönchengladbach sind nicht optimal und es ist einiges zusammengekommen. Aber für 7,5 Millionen Euro darf man schon mehr erwarten, als einen Trainer, der mit treuherzigen Augen vom »Unerklärlichen« spricht und dann schulterzuckend einfach so weitermacht.
Dass Borussia am Samstag mehr als ‘nur’ ein Derby verloren hat, ist klar. Die Saison wurde damit endgültig in Gänze vor die Wand gefahren und die Zukunftsaussichten sind mehr als nur düster. Der bevorstehende Umbruch wird gewaltig und das ohnehin nur marginal vorhandene Vertrauen ins ‘Team Sport’ mit Virkus und Hütter hat weiter gelitten. »Wir sind alle sehr ehrgeizig, mit dem Trainer zusammen, hier eine sehr gute Mannschaft aufzustellen«, sagte der neue ‘starke Mann’ bei Borussia am Donnerstag. »Machen Sie sich keine Sorgen um Borussia Mönchengladbach.« Doch Herr Virkus, genau die muss man sich machen. Und zwar ganz gewaltige Sorgen.