Die erste und letzte Länderspielpause vor dem ‘WM-Break’ ab Mitte November gibt die Gelegenheit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Der Saisonstart von Borussia Mönchengladbach ist zweifelsohne als gelungen zu bezeichnen. Die Punktausbeute, aber auch das Gesamtbild, das der neue Trainer Daniel Farke und das (fast) unveränderte Team abgeben, sind ansprechend.
Daniel Farke hat von Beginn an den richtigen Zugang zur Mannschaft gefunden. Er hat ungewöhnlich viel kommuniziert, hat detailversessen seine Vorstellungen erläutert und die Spieler für seine Ideen einnehmen können. Nach und nach kann man sich ein Bild vom Fußball machen, den Daniel Farke implementieren will. Und dabei wird ganz schnell klar, dass die Formel ‘Farke-Ball = Ballbesitz-Fußball' nur oberflächlich zutrifft.
Stabile Grundordnung und gemeinsames Verteidigen
Grundsätzlich will Farke natürlich schon, dass seine Mannschaft aktiv ist und den Ball hat. Aber Ballbesitz zum Selbstzweck soll es nicht sein. Der Ansatz ist vielmehr, dass die Mannschaft je nach Gegner und Umständen in der Lage ist, sich anzupassen und flexibel zu agieren. Viel Ballbesitz bei defensiv eingestellten Gegnern wie Schalke, wo man mit Geduld die Lücke sucht. Wenig Ballbesitz in München, wo aber verteidigt wird, was das Zeug hält. Dann gibt es da noch den widerstandsfähigen Abnutzungsfußball wie in Freiburg oder die konsequenten Lösungen gegen einen pressenden Gegner wie Leipzig - inklusive feinstem Konterfußball.
Das alles erfolgt aus einer stabilen Grundordnung, die man in Gladbach so vermisst hat. Es ist wirklich lange her, dass eine Borussenelf so geschlossen verteidigt hat, wie bislang in dieser Saison. Dass die Fohlenelf zusammen mit Freiburg hinter Union die zweitwenigsten Gegentore in der Liga kassiert hat, bestätigt den Ansatz, den Farke gewählt hat. Die Mannschaft ist in der Lage, auch schwierige Phasen in einem Spiel stabil zu überstehen, weil es klare Abläufe gibt. Dass dies so schnell umgesetzt werden konnte, liegt auch an der Tatsache, dass Farke ungewöhnlich wenig gewechselt hat. So konnten sich die Spieler im laufenden Wettbewerb Sicherheit und Selbstvertrauen holen, was auch aufgrund der positiven Resultate funktioniert hat.
Personell darf nicht mehr viel passieren
Die ‘neue Borussia’ ist also auf einem guten Weg - mehr allerdings noch nicht. Denn es wird darum gehen, diese Entwicklung kontinuierlich fortzuführen. Das bedeutet zunächst, dass sich niemand zurücklehnen darf. Gerade jetzt nach dem überzeugenden Sieg gegen Leipzig und der Länderspielpause ist die Gefahr besonders groß, dass sich unterbewusst beim einen oder anderen ein leichter Schlendrian einstellt. Hier wird Daniel Farke in der Vorbereitung auf das Spiel in Bremen besonders wachsam sein müssen.
Die andere Sorge begründet sich durch den zwar gut, aber letztlich doch dünn besetzten Kader. Durch die langfristigen Ausfälle von Neuhaus und Itakura ist ganz klar Qualität abhandengekommen und nun fällt mit Hannes Wolf auch noch einer der ersten Einwechselspieler bis nächstes Jahr aus. Das ist zwar noch zu kompensieren, aber in der stressigen Zeit bis zur WM-Pause darf personell nicht mehr viel passieren. Gerade in diesen Wochen sollte man den Vorteil nutzen, dass viele Konkurrenten Körner in den europäischen Wettbewerben lassen, während die Borussen sich auf Liga und Pokalspiel fokussieren können. Dann könnten die nächsten Schritte hin zur Kontinuität durchaus im oberen Tabellendrittel gemacht werden.