Mal kurz erleichtert auf- und durchatmen - das durften am Freitagabend alle, die es mit Borussia Mönchengladbach halten. Die drei Bonuspunkte in München tragen dazu bei, dass sich die Wogen bei Borussia etwas glätten und eine Situation, die an der einen oder anderen Stelle völlig außer Kontrolle zu geraten schien, zumindest ein wenig entschärft wird. Der befürchtete Fall ins Bodenlose ist abgebremst und das ist das Wichtigste überhaupt.
Welche weiteren Auswirkungen der Coup in der Allianz-Arena hat, wird sich erst in naher Zukunft zeigen. Gewiss, das Spiel hat einige Aufschlüsse gebracht. Die erfahrenen Spieler wie Stindl, Lainer, Kramer oder Jantschke gingen voran und standen symbolhaft für die Einstellung der ganzen Mannschaft. Das Engagement stimmte genauso wie die Laufbereitschaft. Diesmal passten auch die statistischen Werte, die zwar nichts über die fußballerische Qualität aussagen, aber durchaus ein Indikator für die Leidenschaft einer Mannschaft sind.
Die in München gezeigten Grundtugenden müssen der Maßstab sein
Insoweit war der Auftritt in München ein Schritt nach vorne, sofern alle erkennen, dass das Abrufen dieser Grundtugenden nicht die Ausnahme bleiben darf. Adi Hütter kann das Spiel durchaus als Maßstab nehmen, was er diesbezüglich von seinen Spielern erwarten darf. Es steht außer Frage, dass fußballerisch viel Luft nach oben ist, aber das ist angesichts der nach wie vor prekären Lage nicht das Thema. Borussia muss erst genügend Abstand zur Gefahrenzone haben, ehe man sich mit diesen Dingen beschäftigt. Von daher ist der Sieg bei den Bayern kein Grund, an irgendeiner Stelle Entwarnung zu geben.
Dass die Mannschaft dazu neigt, sich selbst zu überschätzen und den unbedingten Fokus schnell zu verlieren, hat sich in der Vergangenheit zur Genüge gezeigt. Umso wichtiger ist es jetzt, dass niemand glaubt, dass mit diesem einen Sieg bei den Bayern nun alles wieder gut ist und man gemütlich durch die Rückrunde driften wird. Das gilt für die Spieler, aber im erweiterten Rahmen natürlich auch für die sportliche Leitung. Selbst wenn Transfers aufgrund begrenzter Mittel schwerer geworden sind, so braucht es an der einen oder anderen Stelle unbedingt eine Auffrischung im Kader. Auch daran hat das 2:1 in München nichts geändert.
von Marc Basten