Der erste Spieltag ist durch, Borussia Mönchengladbach hat gewonnen und auf und neben dem Platz viele positive Zeichen gesetzt. Vielleicht wird man in ein paar Monaten zurückblicken und davon sprechen, dass an diesem Sommertag im August etwas richtig Gutes seinen Anfang genommen hat. Oder aber man wird sehnsüchtig an den ‘weißen Borussia-Park’ zurückdenken und sich fragen, an welchem Punkt die damals so gute Stimmung wieder gekippt ist.
Wohin der Weg der ‘neuen’ Borussia führen wird, lässt sich natürlich nach einem Bundesligaspiel nicht absehen. Denn als eine Blaupause für den Farke-Fußball taugen die gut 70 Minuten nicht, in denen Borussia in Überzahl spielte. Als noch Elf-gegen-Elf gespielt wurde, hatten die Gladbacher einige Probleme im Aufbauspiel und agierten recht fehlerbehaftet. Oder »nervös«, wie es Daniel Farke nachher bezeichnete. Es wäre insgesamt sicher aufschlussreicher gewesen, wenn das Spiel nicht durch den Platzverweis von Hoffenheims Posch eine völlig andere Statik bekommen hätte.
Es ging strukturiert und den Umständen angepasst zur Sache
Andererseits ist der Fußball nun mal kein Wunschkonzert und daher ist es wichtig, veränderte Situationen anzunehmen und entsprechend damit umzugehen. Das haben die Borussen nach dem Platzverweis und dem kurz darauf erfolgten Nackenschlag in Form des überraschenden Gegentores ganz ordentlich hinbekommen. Gerade unter dem noch so präsenten Eindruck der Vorsaison war es gewiss nicht selbstverständlich, dass die Spieler - bis auf Itakura waren alle anderen Hauptdarsteller bei den oft gruseligen Vorstellungen im letzten Jahr - bei sich bleiben würden.
Der Ausgleich noch vor der Pause spielte den Borussen gewiss in die Karten und auch die Halbzeitansprache des Trainers verfehlte offensichtlich ihre Wirkung nicht. Auch diesbezüglich war man aus dem letzten Jahr anderes gewöhnt, als die Mannschaft gerade nach Wiederanpfiff oftmals besonders planlos auftrat. Diesmal ging es strukturiert und den Umständen angepasst zur Sache und letztlich zahlte sich die geduldige Herangehensweise aus. Die beiden Tore wurden erzielt, es gab noch weitere gute Möglichkeiten und hinten ließ man nichts anbrennen.
Qualitätsmäßig ist der Kader in der Breite auf Kante genäht
Gewiss war das keine »fantastische« Leistung, wie Farke später sagte. Denn dafür gab es auch nach der Pause den einen oder anderen Punkt, den es zu bemängeln gilt. Angefangen vom Passtempo, über kleinere und größere Schnitzer - wie der Ballverlust von Koné zu Beginn der zweiten Halbzeit - bis hin zu unnötigen Stocher-Fouls (Kramer!), die Hoffenheim zu viele Standardsituationen ermöglichten. Doch weil das Gesamtgebilde - nochmals sei der Bogen zur letzten Saison gespannt - diesmal sehr stabil war, konnte am Ende der vollends verdiente Auftaktsieg verbucht werden.
Das war in allen Belangen wichtig, aber längst kein Grund, sich jetzt zurückzulehnen und an einen Selbstläufer zu glauben. Noch steht bei Borussia alles auf wackeligen Beinen. Weiterhin sind wichtige Personalfragen offen in einem Kader, der in der Breite qualitätsmäßig auf Kante genäht ist. Das lässt nicht zuletzt auch Daniel Farke immer wieder durchblicken. Dass er das Risiko eingegangen ist, Manu Koné 90 Minuten durchspielen zu lassen, nachdem dieser die komplette Vorbereitung verpasst und erst in der letzten Woche ein paar Mal mit der Mannschaft trainiert hat, spricht für sich.
Farke ist keiner, der den Anschein erwecken will, den Fußball neu zu erfinden
Auch die späten Wechsel gegen Hoffenheim - inklusive der aufgrund der abgelaufenen Spielzeit nicht mehr zustande gekommenen Einwechslungen von Jantschke und Wolf - können entsprechend gewertet werden. Auf der anderen Seite bestätigt Farke den Eindruck, dass er eine klare Linie verfolgt und alles andere als ein Trainer ist, der den Anschein erwecken will, den Fußball neu zu erfinden. Seine sehr pragmatische und konsequente Herangehensweise ist etwas, was Borussia Mönchengladbach im Moment wirklich sehr gut tut. Der Auftaktsieg gegen Hoffenheim sollte dabei helfen, diesen Weg fortzuführen. Auch wenn dazu in Sachen Personalplanung noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen sind.