Max Eberl kann nicht mehr. Er muss raus, will nur noch weg von dem, was ihn seit geraumer Zeit zu erdrücken droht. Ein Mann, der lange Jahre auf der Überholspur gewirkt hat, befindet sich im Zustand tiefer körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung. Ein Burnout. Keine temporäre Schwächephase, die man mit Akku aufladen und einem ‘reiß dich zusammen’ in den Griff bekommen kann. Es ist ein gefährliches Syndrom, das ohne Therapie oder aktives Gegenwirken lebensgefährlich sein kann.
Max Eberl wirkt dem aktiv entgegen. Das ist die beste Nachricht, die es an diesem Freitag gab. Auch wenn dieses Gegenwirken damit verbunden ist, dass er die Reißleine ziehen und Borussia verlassen muss. Die Erkenntnis, dass er nur dann wieder gesund werden kann, wenn er wirklich alles hinter sich lässt, ist der wichtige erste Schritt in einen Genesungsprozess, der vermutlich lange Zeit in Anspruch nehmen wird.
Ergreifend authentisch
Dass Max Eberl seine Krankheit öffentlich gemacht hat, verdient mehr als nur Respekt. Diese Pressekonferenz hat uns allen einen kurzen und intensiven Einblick in das Seelenleben eines Menschen gewährt. Eines Menschen, dem man nur von Herzen wünschen kann, dass er sich und sein Leben wieder in den Griff bekommt. Sein öffentlicher Abgang war keine Show, sondern ergreifend authentisch. Eben genauso, wie es Max Eberl immer war und ist. Und dennoch stellt sich unweigerlich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Eberl sagte, dass selbst seine engsten Mitarbeiter im Verein das nicht kommen sehen konnten, weil er während des schleichenden Prozesses einfach weiter funktioniert hat. So lange, bis das Kartenhaus in sich zusammengebrochen ist.
Natürlich muss man rückblickend festhalten, dass die Entwicklung im Profifußball in den letzten zwanzig Jahren in vielerlei Hinsicht mehr als nur ungesund war und so eine Zuspitzung wie im Fall Max Eberl nicht aus heiterem Himmel kommt. Es mutet schon recht scheinheilig an, wie viele Medien nach der Pressekonferenz Betroffenheit heucheln. Obwohl gerade sie mit ihrer Gier nach Klicks, Reichweite und vermeintlicher Relevanz dafür sorgen, dass die Fußballberichterstattung zu einem Drecksgeschäft verkommen ist und dessen Auswüchse mit dazu beitragen, dass ein Mann wie Max Eberl resigniert und krank wird.
Er konnte seinem eigenen Perfektionismus nicht mehr genügen
Gewiss gehört auch zur Wahrheit, dass Max Eberl in den letzten Jahren ein eifriger Protagonist und auch Profiteur des Medienzirkus war. Als das Gesicht von Borussia Mönchengladbach war er omnipräsent. Ob in Schwatzrunden im Fernsehen, mit permanenten Interviews quer durch alle Medien und mit vielen Aussagen zu Themen, die nur am Rande mit seiner eigentlichen Aufgabe zu tun hatten. Spätestens, als das Interesse von Bayern München publik wurde, hatte Eberl sein Profil endgültig soweit geschärft, dass er nicht mehr nur der Sportdirektor von Gladbach war, sondern Max Eberl, der eloquente Macher.
Heute weiß man, dass sich Max Eberl zu viel zugemutet hat, beim Versuch, auf allen Ebenen präsent zu sein und es sich und allen anderen recht machen zu wollen. Er hat viel zu viel Kritik persönlich genommen, zu viel in sich hineingefressen und konnte seinem eigenen Perfektionismus nicht mehr genügen. Und leider hat weder Eberl selbst, noch jemand in seinem engeren Umfeld, die damit einhergehende Gefahr rechtzeitig erkannt. So bleibt nur dieser Schlussstrich, den Max Eberl am Freitag im Sinne des Menschen Max Eberl unter sein persönliches Kapitel Borussia Mönchengladbach gezogen hat. Dieser Schritt war alternativlos und diese Entscheidung, Herr Königs, muss man nicht nur respektieren, sondern ganz sicher auch akzeptieren.
Alles nur erdenklich Gute und vielen Dank für alles, lieber Max!