Einwurf vor dem Jahresendspurt

Die Tendenz stimmt, aber sie muss bestätigt werden

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Pragmatisch und fokussiert - Gerardo Seoane (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach ist als Neunter der Tabelle in die letzte Länderspielpause des Jahres gegangen. Angesichts des mit der Derbyniederlage verpatzten Starts im letzten ‘Block’ war die weitere Entwicklung erfreulich. Doch die ansprechende Tendenz muss bestätigt werden.

Das letzte ‘International Break’ des Jahres sorgt für die nächste Pause im Ligabetrieb. Die Gladbacher Borussen haben den vorherigen ‘Block’ sehr ordentlich abgeschlossen, obwohl er mit der Niederlage in Köln ganz mies begonnen hat. Die Voraussetzungen für die weiteren Partien waren dadurch alles andere als gut, sodass die positiven Resultate nach dem Derby mehr wert sind, als nur den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals und sieben Punkte aus drei Partien in der Liga. 

Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass im Nachgang zum Derby nicht nur die gemachten Fehler aufgezählt und ein paar Phrasen gedroschen wurden, sondern dass eine Reaktion erfolgt ist. Einerseits aus der Mannschaft, wie Gerardo Seoane zuletzt nochmals ausdrücklich hervorhob. Es haben sich Strukturen und eine Hierarchie entwickelt, in deren Rahmen die Spieler intern Dinge regeln und einander in die Verantwortung nehmen. Diese Selbstreinigungsprozesse haben vor allem in der abgelaufenen Saison gefehlt.

Der Pragmatismus des Trainers als großes Plus

Aber es sind nicht nur die Prozesse innerhalb der Mannschaft, sondern auch die Herangehensweise von Gerardo Seoane wird immer deutlicher. Der Schweizer ist ausgesprochen pragmatisch und reagiert unmittelbar auf die jeweilige Situation. Es wird deutlich, dass Seoane seine Spieler immer besser einzuschätzen weiß und mittlerweile ist ihm auch bewusst geworden, dass in dieser Truppe immer noch solche Affinitäten zu einer Halbzeit wie in Darmstadt oder einem verduselten Derby vorhanden sind. Deshalb hat er bewusst einen Schritt zurück gemacht und zunächst die grundlegenden Dinge in den Vordergrund gestellt. 

Als Musterbeispiel kann neben der Flexibilität beim System die Personalie Florian Neuhaus herhalten. Der 26-Jährige ist Vize-Kapitän und hatte sich selbst als einen der Spieler betitelt, die in dieser Saison vorangehen wollen. Bis zum Derby war er mehr oder weniger erste Wahl, doch nachdem Neuhaus in Köln zur Pause ausgewechselt wurde, kam er höchstens noch als Einwechselspieler zum Einsatz. Gegen Heidenheim und in Freiburg saß er gar 90 Minuten auf der Bank und zuletzt gegen Wolfsburg wurde er eingewechselt, als das Spiel bereits durch war.

Seoane nimmt keine Rücksicht auf Namen

Auch wenn es öffentlich niemand ausspricht, so ist klar, dass sich Borussia einen fußballerischen Feingeist wie Florian Neuhaus in der aktuellen Entwicklungsphase nicht leisten kann, sofern ein Alassane Plea fit und in Form ist. Im Mittelfeld auf der Achterposition sind andere Tugenden gefragt, wie sie ein Manu Koné und als Neuentdeckung Rocco Reitz an den Tag legen. Nur so ist das Konstrukt in sich stabil genug, um nicht auseinandergenommen zur werden. Das ist Borussia nicht nur gegen die Top-Teams passiert, sondern eben besonders schmerzlich gegen bislang durch die Liga taumelnde Kölner. Von daher ist es richtig und wichtig, dass sich Seoane den Gegebenheiten anpasst und dabei auch keine Rücksicht auf Namen nimmt. 

Zudem gibt es auch bei einzelnen Spielern eine positive Entwicklung. Rocco Reitz ist da natürlich zu nennen, aber auch ein Luca Netz hat sich deutlich gesteigert. Sein Defensivverhalten ist zwar weiterhin nicht erstklassig, aber er hat dazugelernt und Timing und Stellungsspiel sind erkennbar besser geworden. Aber auch ein gestandener Spieler wie Nico Elvedi agiert unter Seoane längst nicht mehr so ‘transusig’ wie noch im letzten Jahr. Joe Scally hat die Ansprache des Trainers ebenfalls beherzigt und steigert sich sukzessive, nachdem er zu Beginn der Saison noch deutlich durchgehangen hatte. 

Interessante und herausfordernde Wochen bis Weihnachten

Grundsätzlich geht es bei Borussia mit kleinen Schritten - und in diesem Fall auch mal einen zurück, um dann zwei oder drei nach vorne zu machen - voran. Gleichwohl dürfen die letzten Wochen nicht das Gefühl hervorrufen, dass ab jetzt alles automatisch wie geschmiert laufen wird. Denn weiterhin ist noch vieles in der Entwicklung und steht auf recht wackeligen Beinen. Es wird unweigerlich Dellen oder sogar richtige Rückschläge geben. Dagegen müssen sich die Borussen wappnen und gleichzeitig Mut daraus ziehen, dass der bislang eingeschlagene Weg in die richtige Richtung geht. 

Bis Weihnachten wartet mit Dortmund (A), Hoffenheim (H), Wolfsburg Pokal (H), Union (A), Bremen (H) und Frankfurt (A) noch ein strammes Restprogramm. Für die Borussia geht es darum, sich weiter zu stabilisieren und in der Liga noch den einen oder anderen Dreier einzufahren und die sich abzeichnende günstige Konstellation im Pokal zu nutzen und weiter im Wettbewerb zu bleiben. Interessant werden die nächsten Wochen in jedem Fall.

 


von Marc Basten
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