Nachdem sich Sportdirektor Roland Virkus im Anschluss an die Pleite beim BVB auf Tauchstation begeben hatte, äußerte er sich Anfang der Woche mit einem Statement gegenüber der Rheinischen Post erstmals öffentlich zum Trainer-Thema, das so gewaltig hochgekocht war. Eine sofortige Trennung von Daniel Farke schloss Virkus dabei aus und kündigte stattdessen ergebnisoffene Beratungen und Gespräche im Anschluss an die letzten beiden Saisonspiele an. Dabei sollen alle Themen auf den Tisch kommen - auch die Zukunft von Daniel Farke.
Das ist eigentlich ein normaler Vorgang, schließlich befindet sich ein Verein ständig in einem Prozess und es muss auf Entwicklungen reagiert werden. Das gilt - wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt - natürlich auch in Bezug auf den Trainer. Die Verantwortlichen müssen davon überzeugt sein, dass Farke der richtige Mann für den anstehenden Umbruch ist. Ein Umbruch, der neben einer klaren Linie gleichzeitig eine hohe Anpassungsfähigkeit eines Trainers auf sich verändernde Umstände erfordert. Es wird ohne Frage eine sehr komplexe Herausforderung und da muss gut überlegt werden, mit wem man diesen Weg gehen will.
In den letzten beiden Spielen wird es keine grundlegenden Erkenntnisse geben
Allerdings muss man derartige Überlegungen losgelöst von den beiden ausstehenden Saisonspielen anstellen. Virkus & Co haben Farke und dessen Arbeitsweise ausreichend lange genug studieren können, um sich ein umfassendes und abschließendes Bild zu machen. In den letzten beiden Spielen wird es keine grundlegenden neuen Erkenntnisse geben - egal, ob Borussia zwei Kantersiege feiert oder aber wie in Dortmund kläglich herumeiert. Dass Virkus die Zweifel am Trainer nun öffentlich werden lässt, indem er eine klare Rückendeckung vermeidet und das Thema vertagt, hat die Aussichten für Farke nicht gerade verbessert.
Vielmehr erscheint die Annahme schlüssig, dass sich die Wege nach einem gemeinsamen Jahr bereits wieder trennen. Das spiegelt auch die öffentliche Meinung wider - bei der Umfrage hier auf TORfabrik.de sind nur 20 % der Leser dafür, mit Farke weiterzumachen. Die Rückendeckung bei den Fans hat der Coach schon längst eingebüßt, auch wenn ihn kaum einer als Sündenbock sieht, sondern vielmehr als den nächsten Trainer, der an dieser Mannschaft scheitert. Sollte es doch weitergehen, wäre das allenfalls ein fauler Kompromiss und Farke würde bereits angezählt in die neue Saison starten. Wie die Verantwortlichen die Situation letztlich zu lösen gedenken, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass die letzten beiden Saisonspiele darauf keinen Einfluss mehr haben dürfen.
von Marc Basten