Es ist geschafft. Das Transferfenster ist geschlossen und nachdem nahezu jede Sau durchs gallische Dorf getrieben wurde, ist es absolut wohltuend, dass jetzt Klarheit über die Zusammensetzung des Kaders herrscht. Besonders Adi Hütter wird aufatmen, dass er nun endlich weiß, mit welchem Personal er planen kann.
Das Resümee der Sommertransferperiode fällt allerdings sehr ernüchternd aus. Dass am Ende mit Scally, Koné und Netz nur drei neue Perspektivspieler hinzugekommen sind und sich auf der anderen Seite lediglich die beiden Haudegen Wendt und Traoré in Richtung Altersteilzeit, sowie Lazaro nach Ende des Leih-Jahres, verabschiedet haben, ist unerwartet dünn. Natürlich gibt es Gründe, dass da offensichtlich viele Planungen von Spielern und Verein nicht aufgegangen sind. Das ist bei anderen Klubs nicht anders. Aber mit Blick auf die Weiterentwicklung bei Borussia droht nun eine komplizierte Saison.
Lässt sich in dieser Konstellation der notwendige Teamspirit entwickeln?
Dass Max Eberl darauf hinweist, dass zwar nicht viel passiert ist, Borussia aber den Kader mit den vielen (vermeintlich) begehrten Spielern zusammen halten konnte, ist sein gutes Recht. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn es ist ein Kader, der zwar unzweifelhaft über Potenzial verfügt, mit dem Borussia aber letzte Saison im Niemandsland der Bundesliga landete. Und das lag - so viel haben die ersten drei Bundesligaspieltage gezeigt - nicht alleine daran, dass Marco Rose in seinem letzten halben Jahr das eine oder andere vermurkst hat.
Nun geht man in die neue Saison mit einer gewissen Anzahl von Spielern, die eigentlich was anderes vorhatten. Schon zum Selbstzweck wird sich niemand offensichtlich hängen lassen, aber es ist fraglich, ob sich in dieser Konstellation der notwendige Teamspirit entwickeln kann, der Voraussetzung ist, wenn man etwas erreichen will. Macht jeder den Extra-Meter für den Kollegen, gibt jeder alles für die gemeinsame Sache? Oder bleibt es eine Ansammlung von durchaus fähigen Spielern, die aber letztlich doch zu sehr in eigener Mission unterwegs sind?
Der Toptransfer ist Adi Hütter
Auf Adi Hütter kommt viel Arbeit zu, denn er muss wahrscheinlich auch einige Krusten aufbrechen, um das notwendige Feuer entfachen zu können. Aber Max Eberl hat ja betont, dass der Trainer der wichtigste Mann im Verein ist, was das Sportliche angeht. Borussia hat sich den Wunschkandidaten einiges kosten lassen - in diesen Zeiten sogar mehr als nur einiges - und entsprechend darf man Hütter als den Toptransfer des Sommers bezeichnen. Und von diesem muss man erwarten, dass er weiß, was zu tun ist. Ab dem Bielefeld-Spiel werden der Trainer und seine Entscheidungen wirklich auf dem Prüfstand stehen.
von Marc Basten