Thuram weg, Bensebaini weg, Stindl weg und jetzt verdrückt sich auch der als Hoffnungsträger auserkorene Jonas Hofmann einfach so durch die Hintertür. Und zu allem Überfluss kehrt Granit Xhaka zwar ins Rheinland zurück, aber wie Hofmann sieht der einstige Borussen-Hero seine Zukunft unterm Bayer-Kreuz und nicht im Borussia-Park.
Das ist schon harter Tobak, den die Gladbachfans in diesem Sommer verarbeiten müssen. Und nicht nur die Fans tun sich damit schwer. Das Statement von Roland Virkus anlässlich der Verkündung des Hofmann-Wechsels zeigt deutlich, dass der Nationalspieler den Borussen mit seinem Abgang einen echten Tiefschlag versetzt hat. Auch wenn dieser durch 10 Millionen abgefedert wird. Neben dem, dass einige Personalplanungen über den Haufen geworfen werden müssen, ist es auch in der Außenwirkung fatal, dass sich Hofmann so kalt lächelnd vom ‘Borussia-Weg’ verdrückt.
Trainingsauftakt mit einem ‘zerfledderten’ Kader
Es gibt im Moment nicht viele handfeste Größen, an denen man sich als Gladbacher hochziehen kann. Doch die gab es auch schon vor Hofmanns Flucht nicht. Heißt, die plötzliche Panikmache ergibt wenig Sinn. Dass Borussia eine ganz komplizierte Saison ins Haus steht und der anstehende Umbruch nicht mit einem Fingerschnippen vollzogen werden kann, ist seit Monaten klar. Es wird eher um den Klassenerhalt, als um Platz 6 gehen - so realistisch sollten in Gladbach alle sein.
Für einen kompletten Abgesang ist aber noch deutlich zu früh. Hofmanns Abgang bedeutet eine Baustelle mehr im Kader von Borussia, der in der Neuzeit ein paar Tage vor dem Trainingsauftakt wohl noch nie so ‘zerfleddert’ war, wie diesmal. Es wird sich auf der Abgangsseite noch etwas tun, aber vor allem bedarf es noch drei oder vier Neuzugängen, die mehr als nur den Status ‘hoffnungsvolles Talent’ oder ‘günstige Alternative für die Breite’ haben. Diese Spieler müssen und werden kommen und bis dahin sind alle Prognosen nicht mehr als Kaffeesatzleserei.
Noch nie waren die Protagonisten in der Bundesliga so nichtssagend und austauschbar wie heute
Insofern sollte man Virkus, Korell, Schmadtke & Co erst einmal wertfrei ihren Job machen lassen und die Füße - respektive die Hände an der Tastatur - stillhalten und nicht alles und jeden an die Wand nageln. Auch wenn man die Gepflogenheiten in diesem verlogenen Geschäft keineswegs gutheißen muss. Jonas Hofmann verabschiedete sich auf Social Media mit einem bemüht emotionalen Posting von den Gladbachfans, was letztlich genauso unnatürlich daherkam, wie der nächste Beitrag, in dem er seine Freude auf das erste Heimspiel mit den tollen Fans in Leverkusen verkündete.
Spieler, Trainer, Funktionäre - noch nie waren die Protagonisten in der Bundesliga so nichtssagend und austauschbar wie heute. Leider auch bei Borussia. Vor ein paar Jahren gehörte man noch zu den Vereinen, denen ein gewisser Wiedererkennungswert und eine Identität bescheinigt werden konnte. Doch spätestens seit dem gescheiterten Versuch, sich im RB-Style neu zu erfinden, hat sich auch Borussia zu einem beliebigen Klub in einem banalen Showgeschäft entwickelt. Das ist bitter, aber wer das realisiert, der wird sich über den Hofmann-Move nicht aufregen, sondern ihn einfach mit einem Schulterzucken quittieren.
von Marc Basten