Der Frust sprudelte am späten Freitagabend nur so aus den Protagonisten heraus. Kapitän Julian Weigl sprach davon, dass es »in allen Belangen zu wenig« gewesen sei und eine »knallharte Analyse« folgen müsse. Sport-Geschäftsführer Roland Virkus war »maßlos enttäuscht«, monierte die Harmlosigkeit zwischen den Strafräumen und den belanglosen Ballbesitz. Es habe, so Virkus, keinen Anschluss zu Tim Kleindienst gegeben, auch weil der Zehnerraum nicht besetzt gewesen sei.
Für den Sportchef war »die Leistung heute nicht zu erklären«. Tim Kleindienst sprach von »Pseudo-Ballbesitz« und rügte das einfallslose und ängstliche Spiel. Man müsse sich mehr zutrauen - »Eins-gegen-Eins-Situationen über die Flügel, ein hinterlaufender Außenverteidiger - wir benötigen Bewegungsvorsprünge, sodass wir flanken können«. Der künftige Nationalspieler sprach von fehlendem Tempo, um mal einen Gegenspieler zu überlaufen, aber auch fehlender Passschärfe.
Fehler aufzählen, ohne etwas zu ändern, reicht nicht aus
Gerardo Seoane kritisierte das mangelhafte Timing beim Passspiel, die technischen Unsauberkeiten und die eigenen Fehler, die Augsburg viele Umschaltmöglichkeiten geboten hätten. »Wir haben den Gegner zu wenig bedroht, es hat an Durchschlagskraft gefehlt. Wir benötigen mehr Tiefe und generell eine aggressivere und offensivere Positionierung, um für viel mehr Gefahr zu sorgen.«
Immerhin kann man den Borussen zugutehalten, dass sie diesen enttäuschenden Auftritt nicht noch schönreden wollten. Doch allein die Einsicht, dass nahezu auf allen Ebenen etwas schiefgelaufen ist, wird nicht ausreichen. Zu oft hat man in den vergangenen 14 Monaten ähnliche oder sogar exakt die gleichen Dinge angesprochen, ohne dass man in der Lage war, nachhaltige Korrekturen vorzunehmen und sich zu entwickeln.
Man muss Gerardo Seoane anzählen
Die positiven Vibes aus den ersten Spielen der Saison, als tatsächlich so etwas wie ein frischer Wind zu spüren war, begannen mit dem Frankfurt-Spiel abzuklingen und sind mit den beiden Grusel-Auftritten gegen Union und Augsburg gänzlich verschwunden. Die Realität sieht vielmehr so aus, dass die Borussen zurück auf dem Irrweg sind, der sie in der letzten Saison nur mit Glück nicht in den Abgrund geführt hat.
Am vergangenen Wochenende wurde der schwache Auftritt vom Last-Minute-Tor noch übertüncht, doch in Augsburg zeigte sich, dass die Mischung aus den regelmäßigen individuellen Patzern (diesmal verschuldete Itakura beide Gegentore), fußballerischer Armut und einer unübersehbaren Planlosigkeit höchst besorgniserregend ist. Und natürlich muss man in diesem Zusammenhang auch Gerardo Seoane anzählen. Dass Itakura zweimal wie ein Kreisligakicker klären will, kann man dem Trainer nicht anlasten. Dass seine Spieler allerdings derart konzeptlos über den Platz irrlichtern, liegt in seiner Verantwortung.