Einwurf

Borussia im Schlussspurt: Nichts muss, alles kann

Created by Einwurf

Voller Fokus auf den Schlussspurt der Saison - Gerardo Seoane (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Nach der Länderspielpause startet der Schlussspurt der Bundesligasaison. Borussia Mönchengladbach liegt dabei beachtlich gut im Rennen und kann noch einiges erreichen. Die Ausgangslage ist besser als erwartet.

Wenn die erste Länderspielpause des Jahres 2025 und gleichzeitig die letzte Unterbrechung der laufenden Saison vorbei ist, biegt die Bundesliga in die Schlussphase ein. Borussia startet mit dem Heimspiel gegen Leipzig und es folgen die Partien bei St. Pauli, gegen Freiburg, in Dortmund und in Kiel, gegen Hoffenheim, in München und schließlich zu Hause gegen Wolfsburg. 

Noch 23,5 % der Saison sind zu absolvieren, doch bereits jetzt haben die Fohlen wichtige Ziele erreicht. Nach der vermurksten letzten Spielzeit hat man dieses Mal mit dem Abstiegskampf nichts zu tun, und die 40 Punkte nach 26 Spieltagen sind ein beachtliches und noch im Herbst nicht zu erwartendes Zwischenergebnis. Zudem ist die geforderte Entwicklung zu erkennen, was mit Blick auf mittelfristige Zukunft dringend nötig war. 

Ein stabiles System und kollektives Verteidigen

Die Weiterentwicklung ist jedoch ein fließender Prozess, dessen Grundlage eine stabile Achse der Stammelf ist und eine Spielidee, die man - immer angepasst auf den aktuellen Gegner und die personellen Umstände - als solche erkennen kann. Diese Basis konnte Gerardo Seoane in dieser Saison legen. Zum einen, weil im Kader ‘durchgelüftet’ wurde und sowohl charakterlich als auch fußballerisch passende Komponenten hinzugefügt wurden. 

Daneben wurde ein stabiles System mit Viererkette, zwei Sechsern und einer offensiven Dreierreihe hinter einem klaren Mittelstürmer eingeführt. Der Fokus liegt dabei auf dem kollektiven Verteidigen, was bei Borussia in der Zeit nach Dieter Hecking komplett abhandengekommen war. Die Erkenntnis, dass man in Gladbach nicht mehr über so viele kreative Unterschiedsspieler verfügt, die eine risikoreiche Grundausrichtung mit ihrer Offensivqualität ausgleichen können, hat sich erst langsam durchgesetzt. 

Träumen ist erlaubt, wenn man die Realität nicht aus den Augen verliert

Heute ragen ein Plea oder Honorat heraus, die aber - bei allem Respekt - bei einem regelmäßigen Champions-League-Teilnehmer keine Stammspieler wären. Tim Kleindienst hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen und vom Start weg als Überperformer präsentiert. Er ist in mehrerlei Hinsicht der Schlüsselspieler bei Borussia. Auch, weil er den Ansatz des gemeinsamen Verteidigens wie kein Zweiter vorlebt. Doch nüchtern betrachtet ist Borussias Kader qualitativ der einer durchschnittlichen Bundesligamannschaft. Mit dem man, wenn alles richtig gut läuft, Europa erreichen kann, der sich aber auch im Abstiegskampf wiederfinden kann, wenn ordentlich Sand im Getriebe ist. 

Deshalb ist die Ausgangsposition acht Spieltage vor dem Saisonende äußerst positiv zu bewerten. Natürlich schielen alle bei Borussia auf die internationalen Ränge, sogar die Champions-League ist in Reichweite. Träumen ist erlaubt, wenn man die Realität nicht aus den Augen verliert.

Frei von jeglichem Erwartungsdruck 

Borussia hat sich in eine ansprechende Position gebracht, in der man selbstverständlich ambitioniert sein muss und sich die höchsten Ziele setzen sollte. Aber frei von jeglichem Erwartungsdruck, denn was jetzt kommt, läuft nach dem Motto „Nichts muss, alles kann“. Das ist im Vergleich zum letzten Jahr eine absolute Luxussituation und das sollten auch die Fans entsprechend würdigen und die letzten acht Bundesliga-Spiele einfach nur genießen. Wenn am Ende tatsächlich Europa dabei herauskommt, darf man das gerne annehmen. Falls nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung zeigen Beispiele wie Hoffenheim, Heidenheim oder sogar Stuttgart, dass ein internationaler Wettbewerb zwar Reputation - und im Falle Stuttgart auch viel Geld - bringt, aber auch vieles erschweren oder sogar zerstören kann. 


von Marc Basten

Copyright © 2000- 2025 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG