Der Start war rasant, den die Gladbacher Borussen da am Freitagabend hinlegten. Es sah so aus, als ob man den HSV erdrücken und überrollen wollte. Mit dem frühen Führungstor schien der Plan aufzugehen. Kurz darauf nahmen die Borussen etwas den Fuß vom Gas, was einerseits nachvollziehbar war, andererseits den HSV stabilisierte.
Im Nachhinnein wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, den Druck auch nach dem 1:0 aufrechtzuerhalten und dem taumelnden Gegner bereits ganz früh den Knockout zu versetzen. Doch so kam der HSV auf, was gleichzeitig die Probleme auf Gladbacher Seite verdeutlichte.
Die Mannschaft agierte zu passiv und einige Male musste man die Luft anhalten, wenn die Hamburger im Gladbacher Sechzehner Zeit und Raum hatten. Vor dem Pausenpfiff gab es dann wieder eine stärkere Phase, in der die Borussen das Geschehen kontrollierten. Doch es fehlte die Stabilität, dies aufrechtzuerhalten. Daher stand das Spiel nach Wiederanpfiff, dem verpassten 2:0 durch Hazard und dem Ausgleichstreffer durch (natürlich, wer sonst?) André Hahn auf der Kippe.
In diesen Minuten drohte im Borussia-Park gehörig etwas schiefzugehen. Die Mannschaft wankte und das Publikum verschärfte die Lage noch durch unsägliches Gezeter und Gepfeife. Anstatt gerade in dieser kritischen Phase das Team - immerhin mit zwei 18-Jährigen in zentraler Position - zu unterstützten, trug eine erhebliche Anzahl an Zuschauern zur Verunsicherung bei.
Ein besserer Gegner als der HSV hätte diese Gemengelage möglicherweise genutzt. Es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten die Gäste tatsächlich das zweite Tor gemacht. So aber luden sie die Borussen ein und die nutzten - eigentlich untypisch angesichts der Spielentwicklung - diese Chance zum 2:1. Raffaels Treffer war der Knotenlöser - auch auf den Rängen.
Plötzlich war wieder Stimmung in der Bude, gleichzeitig liefen die Borussen wie die jungen Hasen über die Wiese und legten prompt energisch und zielstrebig den entscheidenden dritten Treffer nach.
Am Ende durften alle durchatmen - auch wenn Max Eberl noch deutliche Worte in Richtung der Zuschauer fand. 28 Punkte sind eine vernünftige Ausgangslage für die Rückrunde. Doch noch ist das Gebilde Borussia Mönchengladbach alles andere als stabil. Das wurde am Freitagabend zum wiederholten Mal eindrücklich bestätigt.