Vorbereitungsspiele sind erfahrungsgemäß zumeist ein Muster ohne Wert. Turniere, wie das in Düsseldorf am Samstag ohnehin. Jeweils 45 Minuten gegen zwei verschiedene Gegner, dazu viele Wechsel. Deshalb müsste man den Auftritt von Borussia Mönchengladbach beim Telekom Cup normalerweise ganz schnell als irrelevant abhaken. Doch normal ist in Gladbach schon seit längerer Zeit nichts mehr und deshalb läuten jetzt die Alarmglocken Sturm.
Es war der letzte Härtetest vor dem Ligaauftakt in Darmstadt. Im Vorfeld wurde die Bedeutung dieses Turniers hervorgehoben, die ernsthafte Herangehensweise betont. Jeder sollte sich nochmal zeigen, um sich dem neuen Trainer zu empfehlen, als Team wollte man sich Sicherheit holen. Denn wie hatte Dieter Hecking in Marbella noch erklärt: »Auch die kleinsten Erfolgserlebnisse sind wichtig für das Selbstvertrauen.«
Angesichts dieser Vorzeichen hinterlässt der Auftritt in Düsseldorf das blanke Entsetzen. Die Mannschaft trat so auf, als ob es die durchaus vielversprechenden 10 Trainingstage unter Dieter Hecking nicht gegeben hätte. Es war vielmehr die nahtlose Fortsetzung des Hilflos-Auftritts gegen Wolfsburg. Im Spiel nach vorne fehlte jegliche Inspiration, das Verhalten bei Offensivzweikämpfen war ein schlechter Witz. Das eigene Umschaltspiel dauerte Ewigkeiten, nach Ballgewinnen des Gegners gab es kaum Zugriff und es wurden unfassbare Räume hergeschenkt.
Selbst Zweitligist Fortuna Düsseldorf kam innerhalb 45 Minuten zu fünf einfach herausgespielten Abschlusssituationen. Das geht selbst in einem Kirmes-Kick nicht, aber schon gar nicht in einem selbst ernannten seriösen Testspiel.
Was allerdings richtige Kopfschmerzen bereitet ist der Eindruck, dass da keinesfalls nur ein paar überhebliche Profis ein Testturnier auf die leichte Schulter genommen haben. Sondern dass sie tatsächlich als Kollektiv so neben der Spur sind, dass sie es nicht besser konnten. Das ist mit Hinblick auf den zu erwarteten Fight in Darmstadt ein ganz schlimmes Signal.
Die Aufbruchstimmung, die man mit dem Trainerwechsel so gerne verbreiten wollte, ist seit diesem Samstag verflogen. Die Mannschaft hat tieferliegende Probleme als befürchtet. Die Spieler scheinen immer noch zu glauben, dass ihre individuelle Qualität schon ausreichen wird und alles sei okay. Doch diese Einstellung wird direkt in die 2. Liga führen.
Es bleibt zu hoffen, dass Dieter Hecking den Auftritt von Düsseldorf entsprechend einordnet und die richtigen Schlüsse zieht. Es wird mehr nötig sein, als nur an ein paar Stellschrauben zu drehen. Weil in Mönchengladbach schon seit längerer Zeit nichts mehr normal ist.