Marco Rose nahm gegenüber den Heimsieg gegen Werder Bremen vor der Länderspielpause zwei Veränderungen in der Startelf vor: Für den gesperrten Ramy Bensebaini begann Oscar Wendt, zudem wurde László Bénes (Bank) durch Florian Neuhaus ersetzt. Ihr Comeback im Kader gaben zudem Tobias Sippel, Fabian Johnson und Breel Embolo.
Die Borussen kamen gut in die Partie und hatten das Geschehen von Beginn an im Griff. Die Ausnahme war eine gefährliche Ecke der Gastgeber (4.), doch ansonsten dominierten die Gladbacher. Zakaria zielte nach einer Kopfballvorlage von Neuhaus aus 16 Metern nur knapp am Tor vorbei (7.), Herrmann verpasste nach feinem Pass von Plea einen Abschluss aus günstiger Position (9.). Nur eine Minute später flankte Lainer auf den Kopf von Thuram, der den Ball allerdings nicht richtig platzieren konnte, so dass der Berliner Schlussmann zur Stelle war (10.).
Herrmann trifft nur den Pfosten - Ujah nutzt die schlechte Staffelung
Keine 120 Sekunden darauf musste der bereits überfällige Führungstreffer für die Gladbacher zwingend fallen: Plea flankte von links auf den freistehenden Herrmann, der aus sieben Metern an den Pfosten köpfte (12.). Pech für die Borussen, die für ihre nachlässige Chancenverwertung prompt bestraft wurden. Nach einer unsauberen Aktion von Zakaria im Mittelfeld nutzten die Gastgeber im Rücken von Lainer den Raum, Ingvartsen flankte von der Strafraumgrenze an den zweiten Pfosten, wo Ujah die schlechte Staffelung der Fohlen zu einem freien Kopfball nutzen konnte – Sommer war ohne Chance (15.).
Das war ein echter Wirkungstreffer für die Gladbacher, die in der Folgezeit längst nicht mehr die Selbstverständlichkeit in ihre Aktionen brachten, wie in der Anfangsviertelstunde. Union wurde derweil kecker und hätte in der 21. Minute erhöhen können, nachdem die Borussen erneut unsortiert und leicht panisch verteidigten. Kramer legte Ingvartsen per Kopf auf, der aus 16 Metern den Pfosten traf.
Plea vergibt die Großchance zum Ausgleich
Danach verflachte das Spiel zusehends. Berlin beschränkte sich auf Nadelstiche und wartete auf Standardsituationen – nach einer Ecke prüfte Anderson Sommer mit einem Kopfball (33.). Die Borussen bekamen zwar spielerisch wieder mehr Zugriff, blieben aber offensiv harmlos. Bezeichnend die Riesengelegenheit für Plea in der 38. Minute, als es endlich mal wieder zügig nach vorne ging und Herrmann den Franzosen schickte. Der nahm den Ball zentral vor dem Tor gut mit und lief alleine aufs Berliner Tor zu, scheiterte jedoch mit einem schwachen Rechtsschuss an Gikiewicz.
Zur zweiten Halbzeit kamen die Borussen in unveränderter Formation zurück und auch an der Spielanlage änderte sich nichts. Die Gladbacher hatten den Ball, Union schloss die Räume und bearbeitete die Gegenspieler mit Leidenschaft, aber keinesfalls extrem aggressiv oder gar überhart. Die Gladbacher fanden nach der Pause überhaupt nicht in ihr Spiel und hatten tatsächlich keinen einzigen nennenswerten Torabschluss.
Kein Schwung, kein Esprit - Borussia ohne Torchance nach der Pause
Vieles wirkte seltsam planlos, es fehlten Schwung und Esprit. Mehrfach wurde entweder blind aus dem Halbfeld geflankt oder aber ein Verzweiflungsschuss aus der Distanz gesucht, der geblockt wurde. Rose brachte nach knapp einer Stunde Stindl für Neuhaus und musste kurz darauf verletzungsbedingt wechseln: Elvedi schied aus, Strobl kam für ihn. Auch die Hereinnahme von Embolo in der letzten Viertelstunde für den nahezu unsichtbaren Thuram änderte nichts. Borussia kam nicht ins Rollen, sondern verhaspelte sich durch zahlreiche Ungenauigkeiten immer wieder.
So war es für die aufopferungsvoll arbeitenden Unioner nicht unverdient, dass sie in der Nachspielzeit sogar den zweiten Treffer nachlegen konnten. Bei einem Umschaltangriff fälschte Wendt im Rutschen eine Flanke unglücklich ab, so dass der Ball genau auf dem Kopf von Anderson landete, der aus kurzer Distanz zum 0:2-Endstand einnetze. Die Niederlage der kollektiv enttäuschenden Borussen geht in Ordnung - Tabellenführer bleiben sie dennoch. Allerdings ist der Vorsprung nun auf einen Zähler geschmolzen.
Kurzstatistik zum Spiel:
Union Berlin: Gikiewicz - Friedrich, Schlotterbeck, Subotic - Trimmel, Kroos (71. Schmiedebach), Gentner, Lenz, Ingvartsen (87. Ryerson) - Ujah (77. Bülter), Anderson
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi (61. Strobl), Wendt – Kramer, Zakaria – Neuhaus (58. Stindl) - Herrmann, Plea, Thuram (78. Embolo)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Bénes, Hofmann, Johnson, Raffael, Traoré
Tore: 1:0 Ujah (15.), 2:0 Anderson (90.+1)
Gelbe Karten: Kroos – Stindl
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft)
von Marc Basten