Vielleicht wird man in ein paar Monaten zu der Erkenntnis kommen, dass es für die Gladbacher Borussen ein Glücksfall war, in der ersten Pokalrunde beim unangenehmen Zweitligisten in Sandhausen antreten zu müssen. Die Gladbacher waren von Beginn an gefordert und früh mit der Erkenntnis konfrontiert, dass eine neue Idee vom Fußball nicht gleichzeitig bedeutet, dass man sie auch so einfach umsetzen kann.
Sandhausen zeigte gleich mal einen Lösungsweg auf, wie man die Gladbacher bei ihrem Vorhaben, aktiv zu spielen, den Gegner hoch anzulaufen, ihn zu stressen und zu Fehlern zu zwingen, ausbremsen kann. Der Zweitligist kehrte einfach die Rollen um und übernahm selbst die Initiative. Die Borussen wurden davon vielleicht nicht überrascht, dennoch hatten sie von Anfang an große Probleme. Zum einen, weil sie selbst nur äußerst selten mal in eine Situation kamen, wo sie ins Offensivpressing gehen konnten. Zum anderen, weil sie bei Ballbesitz nur wenige klare Lösungen parat hatten, sich konstruktiv nach vorne zu kombinieren.
Die Borussen ließen sich nicht den Schneid abkaufen
Das frühe Führungstor - stark gemacht von Marcus Thuram, aber auch ermöglicht durch einen krassen Stellungsfehler seines Gegenspielers - sorgte dafür, dass Sandhausen gezwungen war, weiter die Initiative zu ergreifen. An der Statik des Spiels änderte sich somit im weiteren Verlauf nicht viel. Die Borussen hatten eine kurze Phase, in der sie die Kontrolle übernahmen, aber schon bald bestimmte der Zweitligist wieder den Rhythmus. Dazu gehörte auch, dass es die Gastgeber in einigen Situationen mit der Zweikampfhärte übertrieben und die Gladbacher mehrfach richtig einstecken mussten.
Doch anders als schon erlebt, ließen sich die Borussen von der körperlichen Gangart des Gegners nicht den Schneid abkaufen. Sie hielten dagegen und wehrten sich. Als zu Beginn der zweiten Halbzeit das Vorhaben scheiterte, draufzugehen und das zweite Tor zu erzwingen, schaltete man vollends in den ›Pokalmodus‹. Es wurde ein Fight auf tiefem Boden, wo es nur darum ging, das Ergebnis und damit das Weiterkommen zu sichern. Das klappte - die Borussen hielten die Null und gestatteten Sandhausen keine wirklich klaren Tormöglichkeiten.
Fußballerische Lösungen müssen her, wenn der Gegner die Vorzeichen umkehrt
Vom fußballerischen Aspekt her war es freilich sehr dünn, was die Fohlenelf zeigte. Anderthalb Torchancen gegen einen Zweitligisten sind kein Ruhmesblatt. Klar ist, dass es noch ein langer Weg zum aktiven ›Rose-Fußball‹ ist. Vor allem wurde einem in Sandhausen nochmal vor Augen geführt, dass fußballerische Lösungen erarbeitet werden müssen, wenn der Gegner die Vorzeichen umkehrt und seinerseits die Initiative ergreift und früh attackiert. Damit haben sich die Borussen schon in der Vergangenheit schwergetan und es sieht so aus, als ob da für Marco Rose & Co noch einiges an Arbeit ansteht.
von Marc Basten