Am Ostersonntag steht für Borussia Mönchengladbach eine der unangenehmsten Dienstreisen des Jahres an. Es geht nach Dortmund, wo die Fohlen oftmals erfolgreich waren, zu einer Zeit, als die Arena noch Westfalenstadion hieß. Spätestens seit der Jahrtausendwende, als der BVB mit riskanter Finanzpolitik sportliche Erfolge erkaufte. Gleichzeitig stand der Klub vor der Insolvenz und entging dem Lizenzentzug nur aufgrund der Schwäche der damals noch jungen DFL. Seitdem hat sich das Blatt gewendet.
Dortmund wurde zum Global-Player, das Westfalenstadion zu einem ‘Park’ mit sich ändernden Sponsorennamen, während die Gladbacher Borussen ohne Taschenspielertricks Stadionneubau und Entschuldung stemmen mussten. Als die Fohlen 2007 nochmals einen Abstieg zu verkraften hatten, boomte sich der BVB zur Nummer 2 im deutschen Fußball hinter den Bayern. In den 10er-Jahren, als die Elf vom Niederrhein ihre Renaissance erlebte, war die finanzielle Lücke zur anderen Borussia bereits unüberbrückbar.
Der letzte Sieg in Dortmund liegt elf Jahre zurück
In all den Jahren holten sich unterschiedliche Gladbacher Mannschaften bei den Gastspielen in Dortmund oftmals eine blutige Nase. Daran hat sich auch in der jüngeren Vergangenheit nichts geändert. Der letzte Sieg der Fohlen beim BVB datiert aus März 2014 - damals trafen Max Kruse und Raffael für das Team von Trainer Lucien Favre. Dass die desaströse Bilanz ausgerechnet an diesem Sonntag aufgehübscht wird, erwarten wohl nur die wenigsten Gladbach-Fans.
Der in dieser Saison in der Bundesliga so enttäuschende BVB hat zuletzt ordentlich Fahrt aufgenommen, und wer den Auftritt der Schwarz-Gelben am Dienstag gegen Barcelona gesehen hat, dem dürfte Böses schwanen. »Die Tendenz bei Dortmund zeigt in den letzten Wochen nach oben«, sagte Fohlen-Coach Gerardo Seoane am Freitag. »Ich erwarte eine extrem bissige und energievolle Mannschaft, die hoch und intensiv anläuft. Es wird eine Herausforderung werden, uns aus dem hohen Druck herauszuspielen.«
Mehr Mut am Ball, mehr Biss in der letzten Zone
Gleichzeitig erwartet der Schweizer von seinem Team, »eine bessere Gesamtenergie auf den Platz zu bringen«. Mehr Mut am Ball, mehr Biss in der letzten Zone und das Zutrauen, »in dieser Umgebung unsere Spielanteile zu haben«, fordert Seoane. Die Trainingseindrücke in dieser Woche haben Seoane überzeugt, dass die Mannschaft eine »ganz andere Energie auf den Platz bringen wird als im letzten Spiel.« Ähnlich hatte sich Seoane allerdings auch vor dem Freiburg-Spiel geäußert - das Ergebnis ist bekannt.
Die komplizierte Aufgabe in Dortmund wird wird durch die anhaltenden Personalprobleme zusätzlich erschwert. Schon gegen Freiburg wurde sichtbar, dass einige Spieler nicht auf dem notwendigen Fitness-Level sind. Nico Elvedi, der gegen die Breisgauer zusätzlich noch einen Schlag abbekommen hatte und vorzeitig ausgewechselt werden musste, hat in dieser Woche dosiert trainiert, soll aber am Sonntag einsatzfähig sein.
Fragezeichen hinter Hack, Honorat und Reitz - bei Omlin ist alles möglich
Auch Franck Honorat, Robin Hack und Rocco Reitz (stand gegen Freiburg nicht im Kader) konnten nur eingeschränkt trainieren. Sie alle plagen muskuläre Probleme. »Hinter ihrem Einsatz steht ein Fragezeichen«, musste Seoane vermelden. Erst nach dem Abschlusstraining am Samstag werde man entscheiden, was Sinn ergibt und was nicht. Entsprechend ist es zu früh, sich über mögliche Aufstellungen zu intensive Gedanken zu machen. Es steht zu befürchten, dass sich die Mannschaft auf einigen Positionen von selbst aufstellt.
Derweil gibt es zumindest auf der Torwartposition möglicherweise eine zusätzliche Option. Jonas Omlin hat »zu einhundert Prozent mittrainiert«, konnte Seoane vermelden. Der Keeper verspürte nach den letzten Trainingstagen am Freitag zwar ‚etwas Müdigkeit‘, aber insgesamt soll hinsichtlich seiner Verfassung alles in Ordnung sein. Auch in Omlins Fall werde das Trainerteam am Samstag »die Köpfe zusammenstecken und entscheiden, was möglich ist«. Nichtnominierung für den Kader, Bank oder sogar Startelf - Seoane wollte nichts ausschließen. Man darf sich also am Sonntag in mehrerlei Hinsicht überraschen lassen. Und wer weiß - vielleicht endet die Dienstreise nach Dortmund zur Abwechslung mal mit einem positiven Resultat.
von Redaktion TORfabrik.de