Als im Borussia-Park die Schlussphase begann, hing ein großes Fragezeichen über dem Stadion. Borussia führte gegen den KSC mit 2:1 und hatte mehrere Chancen ausgelassen, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Würde also doch noch hinten einer reinfallen und man müsste trotz des über weite Strecken dominanten Auftritts in die Verlängerung? Es hätte zur aktuellen Lage bei Borussia gepasst.
Doch dann beseitigte Haris Tabaković in der 89. Minute alle Zweifel, nachdem er kurz zuvor eine Riesenchance vergeben hatte. Er sei über sich selbst erschrocken gewesen, sagte der Mittelstürmer später. Umso größer war seine Erleichterung, dass er kurz darauf die Nerven behielt. Endlich durfte wieder ein Sieg bejubelt werden – das Achtelfinale im DFB-Pokal (2./3. Dezember 2025) findet mit Gladbacher Beteiligung statt.
»Es kann alles bedeuten, muss aber nichts bedeuten«
Normalerweise heißt es, dass an solchen Pokalabenden nur das Weiterkommen zählt. Doch für Borussia stand angesichts der Krisensituation in der Liga weit mehr auf dem Spiel. Ein neuerliches Negativerlebnis hätte den Abwärtsstrudel massiv beschleunigt, umso wichtiger war es daher, dem entgegenzuwirken. Der Begriff »Befreiungsschlag«, der am Dienstagabend die Runde machte, ist zwar etwas zu hoch gegriffen, aber bedeutsam für die Psyche war der Sieg gegen den KSC allemal.
»Es kann alles bedeuten, muss aber nichts bedeuten«, sagte Eugen Polanski. »Aber es gibt nichts, was einen Sieg ersetzt.« Trainer und Mannschaft haben so etwas wie einen Neustart nach dem Bayern-Spiel beschlossen. Die Details bleiben intern, wie Polanski betonte, doch klar sei: Man will als geschlossene Einheit den Weg aus der Misere finden. Gegen Karlsruhe wurde »der erste Step gemacht«, so Polanski. »Wichtig ist, jetzt Blut geleckt und die Gier zu haben, weiterzumachen.«
Mit Rückenwind zum nächsten Schritt
»Es ist ein Abend, an dem man mal durchatmen kann«, sagte Borussias Sportchef Rouwen Schröder. »Es war der erste Schritt, aber im Pokal gibt es keine Punkte für die Liga.« Deshalb, so fordert Schröder, »müssen wir das am Samstag auf St. Pauli fortsetzen«. Das lange vermisste Gefühl, als Sieger vom Platz zu gehen, soll den Borussen den nötigen Rückenwind für die Reise nach Hamburg geben. Gegen den KSC half der Blitzstart mit dem frühen Tor durch Machino – die Anfangsviertelstunde war insgesamt das Beste, was man in dieser Saison von den Fohlen gesehen hat.
Doch es gab auch Phasen, in denen das Spiel hätte kippen können: Machinos Blackout, als Nicolas seine Mannschaft mit einer starken Parade vor dem Ausgleich bewahrte, oder die Unaufmerksamkeiten beim Gegentor – die wackeligen Momente waren vorhanden. Doch insgesamt stimmte die Mischung aus Grundlagen, Energie und Spielfreude. Dieses Gefühl müssen die Borussen mit nach St. Pauli nehmen und mit voller Konzentration den nächsten Schritt gehen.
von Marc Basten

