Eugen Polanski ist bislang nicht dadurch aufgefallen, sich bei seinen öffentlichen Auftritten in Phrasen und Klischees zu verlieren. Doch auch er kam am Mittwoch bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Berlin nicht ganz darum herum – den Bock umstoßen wolle man, sagte Polanski. Ansonsten blieben die Aussagen des Interims-Trainers gewohnt ungestelzt.
Das Thema Rouven Schröder konnte Polanski zügig abmoderieren. Man kennt sich bereits, pflegt einen Kontakt und hat sich angesichts der aktuellen Entwicklungen bislang nur geschrieben, aber noch nicht persönlich getroffen. Das wird folgen, doch angesichts des Spiels am Freitag hat es für Polanski keine oberste Priorität. Es ist davon auszugehen, dass Schröder in der Trainerfrage nicht zu einem Schnellschuss neigt und Polanski die Gelegenheit bekommt, die Mannschaft in ruhigere Gefilde zu führen.
»Das sollte und wird uns nicht überraschen«
Dass die Aufgabe nicht einfach wird, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Polanski sprach nach dem Freiburg-Spiel von den kleinen Schritten, die man machen müsse – und der nächste soll und muss bei Union Berlin erfolgen. Was dort auf die Gladbacher zukommt, ist bekannt. »Wir spielen am Freitagabend bei Union Berlin. Viel mehr braucht man eigentlich gar nicht zu sagen«, erklärte Polanski. »Es kann hitzig werden, Union wird mit viel Wucht, Intensität und Tempo agieren. Aber das sollte und wird uns nicht überraschen.«
Der Fokus wird auf einer stabilen Defensive liegen, doch gleichzeitig muss man Union auch beschäftigen. Auf einen reinen Abnutzungskampf darf man sich im Stadion an der Alten Försterei nicht einlassen. Inwieweit die Borussen wie gefordert auch ihr »eigenes Spiel durchbringen« können, bleibt abzuwarten. Immerhin ergeben sich personell in der Offensive neue Alternativen: Sowohl Giovanni Reyna als auch Franck Honorat sind Kandidaten für einen Kaderplatz.
Reyna und Honorat Kandidaten für einen Kaderplatz
Bei Reyna ist es weiterhin ein Tanz auf der Rasierklinge, Honorat habe für Polanski »überraschenderweise« die Intensität schon deutlich steigern können. Startelfkandidaten sind beide nicht, aber als Optionen nach hinten heraus könnten sie wichtig werden. Auch wenn am Mittwoch noch nicht alle Nationalspieler wieder in Gladbach gelandet waren, konnte Polanski vermelden, dass die Spieler die Reisen ohne nennenswerte Blessuren überstanden haben. Doch gerade bei Jens Castrop und Shuto Machino sind die Reisestrapazen zu berücksichtigen. Polanski zeigte sich jedoch optimistisch, dass beide bis Freitagabend einsatzbereit sind.
Mit welchem Personal auch immer – Borussia muss bei Union einen weiteren Schritt machen. Die Unterstützung der Fans vor Ort können sich Polanski & Co. gewiss sein: Der Auswärtsblock ist trotz des ungünstigen Termins rappelvoll. »Im besten Fall haben unsere Fans einen schönen Abend in Berlin mit drei Punkten und viel Bier«, sagte Polanski. Nun liegt es an Borussia, das Feuer und die Leidenschaft auf den Rasen zu übertragen – und in Berlin mit einem Befreiungsschlag endlich die Wende einzuleiten.
von Marc Basten