Am Dienstagnachmittag konnte Borussia Mönchengladbach Vollzug vermelden – die letzten Details der Verpflichtung von Rouven Schröder sind mit dessen bisherigem Arbeitgeber RB Salzburg geklärt. Borussia wird an RB eine Ablöse bezahlen, die nach übereinstimmenden Berichten knapp über 1 Million Euro liegen soll.
»Rouven Schröder verfügt neben der Erfahrung über die nötigen Kompetenzen und die kommunikativen Fähigkeiten, die es für diese anspruchsvolle Aufgabe braucht“, wird Borussias CEO Dr. Stefan Stegemann in der Vereinsmitteilung zitiert. „Wir sind davon überzeugt, dass es ihm gemeinsam mit dem Team Sport gelingen wird, sowohl die unmittelbaren Herausforderungen zu meistern als auch die sportliche Zukunft erfolgreich zu gestalten.«
Schröder springt auf einen fahrenden Zug auf
Nach dem Rücktritt von Roland Virkus war Eile geboten, kurzfristig einen Nachfolger zu präsentieren. Die brandgefährliche sportliche Situation, die nicht abschließend beantwortete Trainerfrage und das bevorstehende Wintertransferfenster, in dem dringend notwendige Korrekturen im Kader vorgenommen werden müssen, sorgen dafür, dass Schröder quasi auf einen fahrenden Zug aufspringen muss. Ob er dafür der richtige Mann ist, wird sich zeigen. Die Option, einen Kandidaten für eine derart wichtige Position mit der gebotenen Ruhe und Sorgfalt auszuwählen, hat man in Mönchengladbach verschlafen.
Schröder wird bei Borussia als „Head of Sports“ fungieren. Diese Position gab es bislang nicht. Anders als Roland Virkus dürfte Schröder damit nicht gleich in die Geschäftsführung befördert werden, was durchaus Sinn ergibt. Mit und unter „Sportchef“ Schröder sollte es künftig noch weitere Veränderungen im „Team Sport“ geben. Pläne, Kompetenz und Unterstützung dazuzuholen, wurden bereits von und mit Roland Virkus angestoßen. Am Donnerstag wird Rouven Schröder in einer Pressekonferenz im Borussia-Park offiziell vorgestellt.
In Mainz machte sich Schröder einen Namen
Rouven Schröder, geboren 1975 in Arnsberg, ist ein erfahrener Fußballfunktionär mit vielfältigen Stationen in diversen Bundesligavereinen. Nach seiner Spielerkarriere rückte Schröder über Tätigkeiten als Scout und Videoanalyst in Nürnberg sowie als sportlicher Leiter bei Greuther Fürth ins Management auf. Seine Transferpolitik und der strukturierte Ansatz in der Kaderplanung verschafften ihm fachliche Anerkennung, führten jedoch auch innerhalb der Vereine zu Diskussionen über die Schwerpunktsetzung seiner Arbeit.
Als Sportdirektor beim FSV Mainz 05 ab 2016 war Schröder vorrangig für die sportliche Stabilität und die finanziell vertretbare Kaderentwicklung zuständig und machte sich in Fußballdeutschland einen Namen. Die einvernehmliche Trennung Ende 2020 wurde offiziell mit unterschiedlichen Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung begründet. Auch sein Engagement beim FC Schalke 04 war von Herausforderungen geprägt: Nach dem Bundesliga-Aufstieg und umfassenden personellen Umbrüchen kam es zu Konflikten, insbesondere bei der Trainersuche und rund um zentrale Personalentscheidungen. Schröder trat schließlich 2022 aus eigenen, aber auch internen Gründen zurück – Medienberichte sprechen von Differenzen mit dem Aufsichtsrat und stressbedingter Überlastung in einem angespannten Umfeld.
Auch in Salzburg nicht unumstritten
Bei RB Leipzig übernahm Schröder ab Frühjahr 2023 die Rolle des Sportdirektors, nach nicht einmal zwei Jahren trennten sich die Wege im Zuge sportlicher Krisen. Die Trennung verlief professionell, es gab aber auch Kritik an stagnierender Entwicklung und einzelnen Transferentscheidungen. Seit Ende 2024 war Schröder als Sport-Geschäftsführer bei RB Salzburg tätig, wo er unverkennbar nicht unumstritten blieb – sportliche Fortschritte blieben überschaubar, an seiner Entscheidungsfindung gab es vereinsintern und öffentlich Kritik.
Mit dem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach setzt sich Schröders Weg im deutschen Profifußball fort. Seine Stationen belegen Erfahrung und Professionalität, zeigen jedoch auch, dass in den komplexen Strukturen heutiger Fußballklubs Leadership-Entscheidungen immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden – und Schröder dabei nicht nur für Erfolge, sondern auch für teils kontrovers diskutierte Strategien steht.
von Redaktion TORfabrik.de