Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig 1:0 (0:0)

Mit Disziplin und einem gewissen Selbstverständnis

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Freude über den Sieg gegen RB (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach klopft nach dem 1:0-Erfolg über Leipzig mit Nachdruck an die Tür zu Europa. Der verdiente Heimsieg wurde mit viel Disziplin und einer geschlossenen Abwehrarbeit errungen. Die Einzelkritik:

Tiago Pereira Cardoso: Das erste Heimspiel des 18-Jährigen verlief deutlich ruhiger als erwartet. Zwei Distanzschüsse von Xavi hielt er sicher fest, auch bei den Fangbällen war er zur Stelle. Bei einer Flanke im zweiten Durchgang war sein Timing nicht gut, was folgenlos blieb. Insgesamt waren es keine schweren Aufgaben für den Youngster. Bemerkenswert war die Ruhe, die Pereira Cardoso ausstrahlte. Er legte sich zur richtigen Zeit auch mal länger als nötig auf den Ball, um seinen Vorderleuten die Gelegenheit zu verschaffen, etwas durchzupusten. Ins Aufbauspiel wurde er nicht über Gebühr eingebunden, bei einigen wenigen Abschlägen traf er den Ball nicht wirklich gut, ohne dass daraus jedoch Gefahr entstand. Ansonsten schlug er den Ball meist weit nach vorn, wobei der Adressat sich oftmals nicht behaupten konnte, aber der ‘zweite Ball’ dann doch bei einem Gladbacher landete. Auch bei seinem dritten Bundesligaeinsatz blieb Pereira Cardoso ohne Gegentor, wobei er weiterhin auch noch keinen richtig gefährlichen Ball halten musste. Note 3,0.

Joe Scally: Machte Xavi mit einem kompromisslosen Foul sofort klar, dass dessen Anwesenheit nicht gewünscht und Scally selbst da war. Er arbeitete konzentriert gegen den Ball und bereinigte kleinere Fehler im Stellungsspiel mit viel Einsatz. Mit Ball am Fuß wusste Scally in einigen Situationen nicht, wo er hinspielen sollte, weil die Angebote fehlten. Ein unbedrängter Fehlpass in die Mitte auf einen Leipziger blieb zum Glück folgenlos. Nach leichten Abstimmungsproblemen unmittelbar nach der Pause wirkte der 22-Jährige sehr konzentriert im Angreifen ballführender Gegenspieler. Er war stets nah genug dran, ohne überflüssige Fouls zu produzieren. In der 71. Minute musste er leicht angeschlagen ausgewechselt werden, Lainer übernahm. Note 3,0. 

Ko Itakura: Lieferte eine blitzsaubere Leistung ab und wurde zu Recht für seine ‘Monstergrätsche’ gegen Xavi mit Standing Ovations bedacht. Bei Opendas einziger Chance nach einer Ecke blockte Itakura im richtigen Moment. Die Abstimmung mit Elvedi passte und so kamen Leipzigs hochkarätige Offensivspieler nie richtig zur Entfaltung. Im Spielaufbau traute sich der Japaner, wie auch zuletzt schon zu beobachten, fußballerisch immer mehr zu, scheute keine vertikalen Zuspiele in die Zwischenräume und suchte die Momente, um selbst mit aufzurücken. Mit seinem - technisch nicht einfachen - Volleyschuss stand Itakura an der Basis des goldenen Tores. Note 1,5.

Nico Elvedi: Bildete gemeinsam mit Itakura eine starke Innenverteidigung. Der Schweizer war über die gesamte Spielzeit hellwach, klärte mehrfach wirkungsvoll im richtigen Moment und war auch in den Luftduellen mit gutem Timing präsent. Elvedi scheint auch psychisch zu wachsen, wenn es insgesamt läuft und wenn Itakura in so guter Form ist. Pech hatte der 28-Jährige bei seinem Kopfball nach einer Ecke, der an den Pfosten klatschte. Note 2,0. 

Lukas Ullrich: Agierte klar mit dem Fokus auf die Defensive, wobei er einige Male gut herausrückte und an den Ball kam - u. a. bei der Szene, als Baku ihn foulte und Gelb sah. Ullrich ließ keine unnötigen Flanken zu und führte einige richtig bissige Zweikämpfe. Im Offensivspiel war vom 21-Jährigen deutlich weniger zu sehen als sonst, hinzu kamen einige Ballverluste. Als nach 64 Minuten auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt wurde, machte Ullrich Platz für Netz. Note 3,0. 

Rocco Reitz: Feierte nach seinem Kurzeinsatz in Bremen sein Startelfcomeback, nachdem er zuvor aufgrund seiner Zehenverletzung sechs Spiele nicht im Einsatz war. Ein wenig merkte man ihm den fehlenden Spielrhythmus an, aber seine Energie tat der Mannschaft gut. Reitz stand kaum eine Sekunde still, rackerte, kämpfte und nervte permanent die Gegenspieler. Zwei- oder dreimal verdribbelte er sich, ein Schussversuch von der Strafraumgrenze wurde zur Ecke geblockt. Spielerisch ist beim 22-Jährigen noch Luft nach oben, doch es ist wichtig, dass er wieder da ist. Note 3,0. 

Julian Weigl: Der Kapitän war erneut der laufstärkste Borusse und agierte sehr ballsicher. Ein Ausrutscher hätte ins Auge gehen können, doch zum Glück konnte Leipzig daraus kein Kapital schlagen. Weigl gefiel vor allem mit sauberem Direktspiel, so u. a. vor der Hack-Chance im ersten Durchgang. In der Phase kurz nach der Pause, als die Orientierung insgesamt nicht stimmte, sah er Gelb für ein Foul an Xavi. Nach der Systemumstellung arbeitete Weigl fleißig im defensiven Zentrum, agierte am Ball nahezu fehlerlos und kam ohne weiteres Foul aus. Note 3,0. 

Franck Honorat: Machte sein erstes Spiel im Jahr 2025 und die lange Pause war dem Franzosen deutlich anzumerken. Vielen Aktionen fehlte noch die letzte Schärfe und Präzision, was jedoch verständlich ist. Seine Topform wird Honorat nur über Spielpraxis wiedererlangen. Dennoch hatte er seine Szenen in diesem Spiel, weil er aktiv war und sich etwas zutraute. Eine gute Honorat-Flanke konnte Čvančara leider nicht verwerten. Bei einem Konter nach der Pause zog der 28-Jährige nach innen, sein Schuss wurde jedoch zur Ecke geblockt. Mit der kurz ausgeführten Ecke auf Hack bereitete er das Tor mit vor. Danach war er bei einigen Kontern - so beim ersten Pfostenschuss von Plea - noch involviert, ehe er nach 64 Minuten im Zuge der Systemumstellung von Chiarodia abgelöst wurde. Note 3,0. 

Alassane Plea: War anfangs auffällig beim Abschirmen und bei den Weiterleitungen, auch per Kopf. So bereitete er die Hack-Chance vor, hing aber auch einige Zeit in der Luft. Seine Defensivaufgaben erfüllte der Franzose ordentlich. Ein direkter Freistoß landete in der Mauer, und nach der Pause leistete er sich ein fast folgenschweres Missverständnis mit Reitz im Spielaufbau. Kurz darauf verpasste Plea am langen Pfosten den Abschluss, als der Ball überraschend durchrutschte. Beim Tor des Tages stand er richtig und staubte im Stil eines Mittelstürmers zu seinem zehnten Saisontor ab. Zwei weitere hätten folgen können, doch sein Linksschuss von der rechten Strafraumgrenze landete genauso am Pfosten wie der aus zehn Metern halblinks im Strafraum, nachdem er sich mit letzter Kraft gegen den schwach verteidigenden Klostermann behauptet hatte. Unmittelbar danach wurde der 32-Jährige von Krämpfen geplagt ausgewechselt. Note 2,5.

Robin Hack: Umtriebig wie gewohnt und ein ständiger Unruheherd, auch wenn ihm unter dem Strich nicht ganz so viel gelang. Hack hatte die beste Chance in der ersten Halbzeit, als er nach Vorarbeit von Weigl und Plea mit links abzog, aber unter Bedrängnis nicht genug Druck hinter den Ball bekam, sodass der Aufsetzer kein Problem für den Leipziger Keeper darstellte. In der Defensive war der 26-Jährige mit seiner Laufbereitschaft ein wichtiger Faktor, was auch nach der Systemumstellung der Fall war. Hack startete leichtfüßig Gegenangriffe und leitete so auch die Situation vor dem zweiten Pfostenschuss von Plea ein. Unmittelbar darauf wurde er von Ngoumou abgelöst. Note 3,0.

Tomáš Čvančara: Ersetzte den gelbgesperrten Kleindienst und verdiente sich ein Fleißkärtchen für seinen hohen läuferischen Aufwand. Er lief nur unwesentlich weniger als Dauerläufer Weigl und war mit 33,5 km/h der schnellste Borusse an diesem Tag. Nach einer Honorat-Flanke hatte der Tscheche eine gute Kopfballgelegenheit, konnte den Ball aber in Rücklage nicht platzieren, weil sein Timing nicht passte. Ebenso war es bei einer Chip-Flanke von Reitz in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Bei allem lobenswerten Eifer hatte Čvančara wenig Einfluss auf das Spiel, hatte einige unglückliche Aktionen mit Ball und auch die Passquote (52 %) war nicht sonderlich gut. Bemerkenswert auch, dass er in den Luftduellen kaum einen Stich machte. Am Ende war Čvančara sichtlich platt und holte sich noch eine Gelbe Karte für ein unnötiges und übereifriges Tackling im Mittelfeld ab. Note 4,0. 

Fabio Chiarodia (64. Minute für Honorat): Kam überraschend in die Partie, als das System auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt wurde. Eigentlich hatte man für diesen Fall mit Friedrich gerechnet. Chiarodia fügte sich links in die Kette ein und erledigte einen abgeklärten und unaufgeregten Job. Er hielt die Position und klärte einige Male durch gutes Stellungsspiel. Seinen Pässen fehlte zwar die Präzision, aber er schlug den Ball lieber weg, als irgendwelche dummen Sachen zu probieren. Ohne Note. 

Luca Netz (64. Minute für Ullrich): Im Zuge der Auflösung der Viererkette kam Netz als linker ‘Schienenspieler’ zum Einsatz. Nachhaltig aufdrängen konnte er sich nicht, zwei ordentlichen Klärungen standen einige einfache Ballverluste gegenüber. Böse Blicke gab es von Trainer Seoane, als Netz sich beeilte, einen Einwurf auszuführen, obwohl eigentlich Zeit von der Uhr genommen werden sollte. Ohne Note. 

Stefan Lainer (71. Minute für Scally): Übernahm die Position des angeschlagenen Scally und hatte zwar kaum Ballaktionen, bearbeitete aber seine Gegenspieler mit der gewohnten Giftigkeit, was angesichts der versuchten Schlussoffensive der Leipziger wichtig war. Lainer verursachte in der Nachspielzeit noch den Freistoß in aussichtsreicher Position, doch dieses Foul gegen Sesko war notwendig, weil Raum sonst alleine aufs Tor hätte zulaufen können. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (81. Minute für Plea): Sortierte sich vorne ein, hatte fünf Ballkontakte und brachte dabei jeweils den Pass zum eigenen Mann. Ohne Note. 

Nathan Ngoumou (81. Minute für Hack): Es ergaben sich keine aussichtsreichen Kontermöglichkeiten mehr, Ngoumou war nur noch dreimal am Ball. Ohne Note. 

 


von Redaktion TORfabrik.de

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