Einwurf

Kommt Roland Virkus erneut einfach so davon?

Created by Einwurf

Roland Virkus (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach hat sich von Gerardo Seoane getrennt. Soweit so logisch und nachvollziehbar. Doch was ist mit Roland Virkus? Kommt er auch diesmal wieder einfach so davon, ohne dass seine Fehleinschätzungen Konsequenzen haben?

Dass man das Wirken von Roland Virkus als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach kritisch sehen muss, wird außerhalb der Führungsriege des Vereins niemand ernsthaft bestreiten können. Selbst wenn man bei einer Bewertung die Umstände einfließen lassen muss, unter denen der bis dahin in diesem Geschäft unerfahrene Virkus auf diese Position befördert wurde. 

Die Altlasten, die aus der Ära Eberl auf vielerlei Ebenen vorhanden waren, wären für jeden neuen Sportdirektor eine schwere Bürde gewesen. Insofern muss man Virkus zugestehen, dass es fast unmöglich war, die Fehler der Vergangenheit auszubügeln und parallel einen kompletten und vor allem durchdachten Neuanfang zu starten. Daher mussten ihm den Umständen geschuldete Fehleinschätzungen zugestanden werden. 

Borussia ist ein Konstrukt, das Roland Virkus zusammengestellt hat

Doch mittlerweile ist Virkus so lange in Amt und Würden, dass Eberl oder Corona bei der Beurteilung seiner Arbeit keine Rolle mehr spielen. Die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach im Spätsommer 2025 ist ein Konstrukt, das Roland Virkus zusammengestellt und entsprechend auch zu verantworten hat. Zumindest sollte es so sein. Doch in Gladbach scheint das mit der Verantwortung so eine Sache zu sein. 

Roland Virkus hatte Daniel Farke installiert und ihn dann zum Saisonende durch die Hintertür aus dem Borussia-Park gekickt. Eine nachvollziehbare Aufarbeitung erfolgte – zumindest öffentlich – nicht. Gerardo Seoane sollte die Lösung sein, neue Führungsspieler (Weigl, Neuhaus) wurden benannt, doch die Saison wurde zum Desaster und endete fast mit dem Abstieg. Um nicht den nächsten Trainerfehlgriff eingestehen zu müssen, hielt Virkus an Seoane fest und erhoffte sich durch neue „Stellschrauben“ wie die Verpflichtung von Tim Kleindienst endlich die viel zitierten Entwicklungsschritte. 

Alles nach dem Prinzip Hoffnung

Doch nach einem kurzen Zwischenhoch folgte der neuerliche Absturz. Fatalerweise führte die Saisonanalyse nicht dazu, grundsätzliche Dinge anzupacken. Stattdessen berief man sich weiter auf eine vermeintliche Entwicklung und diesen ominösen Borussia-Weg, auf dem man angeblich ja schon ganz gut vorangekommen sei. Mit dieser Grundlage ging es in den Transfersommer, in dem man überwiegend reagieren und nicht agieren konnte. Alles lief nach dem Prinzip Hoffnung, dass es schon irgendwie gutgehen würde.

Die von außen flächendeckend und seriös vorgetragenen Bedenken wurden von der Vereinsführung im Schatten der Jubiläumsfeierlichkeiten weggewischt. Noch in der jüngsten Länderspielpause sprach Roland Virkus mit aller Ernsthaftigkeit von einer grundsätzlich positiven Entwicklung und ließ keinen Zweifel an der Arbeit von Gerardo Seoane aufkommen. Eine 0:4-Niederlage gegen Werder Bremen später war das alles plötzlich Makulatur. 

Wie ein Wetterfähnchen im Wind

Statt von einer erkennbaren Entwicklung wurde nun über den verlorenen Glauben gesprochen, mit Seoane den „Umschwung“ zu schaffen. In die Bewertung ging nun auch das Ende der vergangenen Saison ein, das man sich „nicht so vorgestellt“ habe. Man sei sich nun sicher, dass es neuer Impulse auf der Trainerbank bedarf. Wie ein Wetterfähnchen im Wind wurde – wie selbstverständlich – die Richtung gewechselt. 

Nun ist Seoane also weg – und damit alles wieder gut? Natürlich nicht. Die sportliche Situation ist und bleibt prekär, und mit dem von Virkus in Abstimmung mit Seoane zusammengestellten Kader, der viele Fragezeichen birgt, soll nun Eugen Polanski die Wende schaffen. Der „Junge mit Energie, der auf seine Chance gewartet und diese verdient hat“, wie Roland Virkus am Dienstag sagte. Die Großmütigkeit, die in diesen Worten mitschwingt, ist schon bemerkenswert. Denn eigentlich ist längst der Zeitpunkt gekommen, in dem Roland Virkus nicht mehr darüber entscheiden sollte, welcher Junge eine Chance verdient und welcher nicht. 

Virkus hat die Situation zu einem Großteil zu verantworten

Die aktuelle Situation und das Scheitern von Gerardo Seoane hat Roland Virkus zu einem Großteil zu verantworten. Dass seine Fehleinschätzungen offensichtlich keine Konsequenzen nach sich ziehen, ist erschreckend. Wohl in jedem anderen Bundesligaverein würde ein Sportchef mit dieser Vorgeschichte in einer vergleichbaren Situation zumindest angezählt und müsste auch öffentlich konkret eigene Fehler einräumen.

Doch bei Borussia sieht es so aus, als ob Roland Virkus erneut einfach so davonkommt. Dass er jetzt die Sondierungsgespräche mit potenziellen Trainerkandidaten führen wird, macht das Ganze nicht besser. Aber vielleicht nutzt Eugen Polanski ja die Chance, die er großzügigerweise bekommen hat. Viel mehr als diese Hoffnung bleibt für den Augenblick nicht.

 


von Marc Basten

Fotos

Fotos

Bildergalerie: Erstes Training mit Eugen Polanski

Am Mittwoch stand Borussias neuer Interimscoach Eugen Polanski erstmals mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz. Unser Fotograf Norbert Jansen hat…

Einzelkritik

Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 0:4 (0:2)

Harmlos und überfordert - Borussia bei Seoanes letztem Spiel

Das klare 0:4 gegen Werder Bremen bedeutete das endgültige Aus von Gerardo Seoane als Trainer von Borussia Mönchengladbach. Auch in diesem Spiel…

Spielbericht

3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen

0:4! Borussia wird von Werder deklassiert

Eine herbe 0:4-Heimniederlage setzte es für Borussia Mönchengladbach am Sonntag gegen Werder Bremen. Die weiterhin torlosen Gladbacher machten es…

Seoane

Polanski als Interimslösung

Mit sofortiger Wirkung: Borussia trennt sich von Seoane!

Borussia Mönchengladbach und Gerardo Seoane gehen ab sofort getrennte Wege. Das gab der Verein am Montagnachmittag bekannt. Eine Entscheidung, die…


Amazon Affiliate:
TORfabrik.de Empfehlung

Pressing aktuell

© 2000 - 2025 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG