Moritz Nicolas: Seine dritte weiße Weste der Saison brachte den ersten Saisonsieg. Nicolas hatte seinen Anteil, als er in der 25. Minute zunächst eine Hereingabe entschärfte und dann den tückischen Schuss von Pereira Lage zur Ecke lenkte. St. Pauli kam im weiteren Verlauf zu keiner wirklichen Großchance, und die wenigen Pflichtaufgaben – etwa bei zwei Distanzschüssen nach der Pause – erledigte der 28-Jährige sicher. Seine Abschläge und Spielfortsetzungen waren in Ordnung und frei von Wacklern. Pech für Nicolas, dass Scally nur den Pfosten traf – ansonsten hätte er für seinen weiten Ball einen Assist eingeheimst. Note 2,0.
Philipp Sander: Die Idee von Polanski, den Ex-Kieler als rechten Innenverteidiger in der Dreierkette aufzubieten, entpuppt sich immer mehr als Volltreffer. Sander verteidigte resolut und zugleich geschickt. Auch in den Luftduellen war der 27-Jährige eine Bank. Seine Ballsicherheit kam ihm im Spielaufbau zugute, wo er sehr unaufgeregt seine Pässe spielte. Von den langen Bällen kamen zwar einige nicht an, aber insgesamt hinterließ Sander einen stabilen Eindruck. Es spricht einiges dafür, dass er weiterhin auf dieser Position spielen wird. Note 2,5.
Nico Elvedi: Als zentraler Mann der Dreierkette überzeugte der Schweizer mit gutem Stellungsspiel und Handlungsschnelligkeit. Er räumte alles sauber weg, war über die gesamte Spieldauer wachsam und ging stets mit der nötigen Dynamik zur Sache. Im Passspiel gab er sich keine Blöße – laut Statistik kamen 56 seiner 57 Pässe an. Darunter war auch der gelungene lange Pass auf Ullrich nach elf Minuten. Ende der ersten Halbzeit dribbelte der 29-Jährige weit in die gegnerische Hälfte, wurde dort jedoch gestoppt. Note 2,0.
Kevin Diks: Links in der Dreierkette überzeugte der Nationalspieler Indonesiens mit einer reifen Leistung. Seine Unerschrockenheit und Kompromisslosigkeit in den Zweikämpfen brachten Stabilität. In der Konstellation mit Sander, Elvedi und Diks wirkt die Abwehrreihe sehr erwachsen. Diks war sicher im Passspiel, und sein Selbstverständnis in der Ballbehandlung tat sein Übriges. Den Angriff zum 2:0 leitete er mit einem technisch sauberen Zusammenspiel mit Ullrich ein. Note 2,5.
Joe Scally: Stand neu in der Startelf und übernahm die Rolle des rechten Schienenspielers. Der US-Amerikaner machte dabei sein bislang bestes Saisonspiel. Er war griffig in den Zweikämpfen und am Ball äußerst konzentriert. Von der Kopflosigkeit, die man Scally in der jüngeren Vergangenheit oftmals ankreiden musste, war diesmal nichts zu sehen. Seine Aktionen waren klar, seine Pässe akkurat, und das Stellungsspiel war bis auf kleinere Ausnahmen in Ordnung. Pech hatte der 22-Jährige nach knapp einer halben Stunde, als er nach dem langen Ball von Nicolas plötzlich durch war, aber nur den Innenpfosten traf. In der 78. Minute wurde er von Fraulo abgelöst. Note 2,5.
Rocco Reitz: Die veränderte Positionierung tut Reitz offensichtlich gut. Er agiert inzwischen eher als Achter statt zentral, was ihn von der Last befreit, dass alles über ihn laufen muss. So konnte er auf St. Pauli seine Stärken mit mehreren Ballgewinnen zeigen, aber auch als Ballschlepper oder Initiator einiger Umschaltangriffe im zweiten Durchgang. Unnötig dagegen der missratene Hackentrick am gegnerischen Strafraum, als eine einfache Aktion gefragt war. Der 23-Jährige hatte noch zwei, drei weitere Situationen, in denen er den zu komplizierten Ansatz wählte, sodass sich die Ballverluste summierten. Dennoch war das Spiel auch für Reitz persönlich ein Schritt in die richtige Richtung. Note 2,5.
Yannik Engelhardt: Hat sich mittlerweile als klarer Sechser etabliert und erfüllt diese Aufgabe mit viel Engagement und Klasse. Engelhardt schloss am Millerntor die Lücken, störte die gegnerischen Laufwege und schaltete bei eigenem Ballbesitz schnell in den Vorwärtsgang. Weil er sich auch unter Druck nicht beirren ließ, konnte der 24-Jährige mehrere Angriffe einleiten. Einzig ein Fehlpass, der letztlich zur ersten Ecke für St. Pauli führte, war zu bemängeln. Offensiv hatte Engelhardt bei einem Konter in der zweiten Halbzeit eine vielversprechende Möglichkeit, als er nach Neuhaus’ Hereingabe direkt abzog, St. Paulis Torwart jedoch zur Stelle war. Note 2,5.
Florian Neuhaus: Als linker Achter aufgeboten, der situativ als Sechser einrückte oder sich zentral mit nach vorne bewegte – die flexible Positionierung von Neuhaus passte. Das lag insbesondere daran, dass Neuhaus seine Defensivaufgaben sehr ernst nahm und sich aufmerksam daran beteiligte, zu verschieben und die Abstände gering zu halten. Bei eigenem Ballbesitz konnte er mehrfach seine strategischen Fähigkeiten aus der Tiefe zeigen, bei den Kontern im zweiten Durchgang war Neuhaus meist mit dabei – die Chance von Engelhardt bereitete er stark vor. Beim ersten Tor profitierte der 28-Jährige vom Fehlpass des Torwarts, und obwohl er weggegrätscht wurde, reichte es noch zum Assist für Tabaković. Note 2,5.
Lukas Ullrich: Als linker Schienenspieler erhielt er den Vorzug vor Netz und nutzte die Chance mit seiner besten Saisonleistung. Das war endlich wieder der Lukas Ullrich aus der starken Phase der vergangenen Spielzeit. Er war konzentriert, gierig im Zweikampf und energisch am Ball. Dabei zeigte er nur wenige technische Schwächen. Ganz stark war das Zusammenspiel mit Diks vor dem 2:0, das Ullrich mit seinem Zuspiel auf Assistgeber Honorat vollendete. Verunglückt war dagegen sein Versuch eines Distanzschusses nach der Pause. Insgesamt ein sehr erfreulicher Auftritt des 21-Jährigen. Note 2,5.
Franck Honorat: Wurde überraschend in der Rolle der zweiten Spitze aufgeboten, bei der er um Tabaković herumkurven durfte. Das machte der Franzose mit sichtlicher Spielfreude und erwischte damit die St. Paulianer mehrfach auf dem falschen Fuß. Er gab den ersten Torschuss ab und bereitete dann das 2:0 mit einem exzellenten Laufweg und einem überlegten Zuspiel auf Tabaković vor. Mit seiner Freistoßflanke hätte er Tabaković fast den dritten Treffer aufgelegt, doch dessen Kopfball wurde noch ans Aluminium abgewehrt. Der 29-Jährige unterstrich, dass er mehr kann, als nur die rechte Bahn rauf- und runterzulaufen. Seine Auswechslung nach knapp einer Stunde gegen Machino schmeckte ihm allerdings nicht besonders. Note 2,5.
Haris Tabaković: War ganz klar der Mann des Spiels mit seinen zwei Toren und einem Assist. Beim ersten Tor war er hellwach und zeigte seine Abschlussqualitäten, und auch beim zweiten Tor vollendete er im Stil eines echten Knipsers. Darüber hinaus legte er einige Male gut ab und war für die Gegenspieler aufgrund seiner Körperlichkeit unangenehm. Bei gegnerischen Standards war der 31-Jährige mit seinem Kopfballspiel ein wichtiger Faktor. Pech hatte er nach der Pause, dass sein guter Kopfballaufsetzer im Anschluss an die Honorat-Flanke noch an den Pfosten gelenkt wurde. Das Tor von Machino bereitete Tabaković überlegt vor und hätte wohl noch seinen dritten Treffer markiert, wenn ihm Fraulo beim 4:0 nicht zuvorgekommen wäre. Note 1,5.
Shuto Machino (57. Minute für Honorat): Übernahm die Rolle als zweite Spitze und fand in die Partie, als er in der eigenen Hälfte nachsetzte und einen Ball per Grätsche eroberte. Danach hatte der Japaner auch vor dem gegnerischen Tor seine Aktionen. Mit einem schnörkellosen Abschluss erzielte er seinen ersten Bundesligatreffer für Borussia und machte mit dem 3:0 endgültig alles klar. Vor dem 4:0 agierte der 26-Jährige eigensinnig, anstatt die besser postierten Mitspieler einzusetzen. Sein Versuch aus spitzem Winkel führte dann aber über Umwege doch noch zum Tor durch Fraulo. Ohne Note.
Giovanni Reyna (78. Minute für Neuhaus): Hatte noch einige Aktionen, unter anderem schickte er Machino vor dem 4:0 auf der linken Seite. Der US-Amerikaner deutete an, dass er einen Mehrwert haben könnte – wenn da nicht das große Fragezeichen hinsichtlich seiner körperlichen Verfassung wäre. Ohne Note.
Oscar Fraulo (78. Minute für Scally): Brachte seine Pässe sauber zum Mitspieler, war aufmerksam und dann frech und zielstrebig genug, um sich gegen Tabaković durchzusetzen und sein erstes Bundesligator zu erzielen. Schön, wie ausgelassen er sich darüber freute. Ohne Note.
Kevin Stöger (85. Minute für Reitz): Kam noch auf neun Ballaktionen in einem bereits gänzlich entschiedenen Spiel. Ohne Note.
Jan Urbich (85. Minute für Tabaković): Nochmals ein Kurzeinsatz für den Stürmer, aber keine Gelegenheit mehr für einen Torschuss. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de

					
						
					