Nachdreher aus dem Borussia-Park

»Im Pokal ist das scheißegal«

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Riesenjubel nach dem Lucky Punch (Foto: Frederic Scheidemann - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Das 1:0 in letzter Sekunde der Verlängerung gegen den VfL Wolfsburg durch Manu Koné war ein emotionales Highlight im Borussia-Park. Ansonsten war es schwere Kost, aber »im Pokal ist das scheißegal«, wie Sportchef Roland Virkus anschließend sagte.

2 Grad, Flutlicht, Nieselregen – der äußere Rahmen ließ am Dienstagabend die Vermutung aufkeimen, dass zwischen Borussia und dem VfL Wolfsburg ein richtiger Pokalfight stattfinden würde. Gekämpft wurde dann auch tatsächlich sehr viel – sogar über 120 Minuten. Fußballerisch war es allerdings schwere Kost, welche die knapp 40.000 Zuschauer im Borussia-Park serviert bekamen. 

»Wir können besser Fußball spielen als heute«, räumte Sportchef Roland Virkus anschließend ein. »Das war kein Leckerbissen. Die Mannschaft hat leidenschaftlich gearbeitet, aber nicht gut gespielt. Aber im Pokal ist das scheißegal. Entscheidend ist, dass man weiterkommt und das haben wir geschafft.«

Über weite Strecken eine sehr zähe Angelegenheit

Lange Zeit hatte es nicht danach ausgesehen, als ob der Abend für die Borussen ein Happy End bereithalten würde. Beide Teams waren die Partie mit Priorität auf Fehlervermeidung angegangen. »Es war ein sehr taktisch geprägtes Spiel, wo wir uns vor allem defensiv verhalten haben«, sagte Borussia Coach Gerardo Seoane, der mit Weigl, Reitz und Kramer ein Mittelfeld aufgeboten hatte, was in erster Linie durch das Sammeln von Fleißkärtchen auffiel. 

Die Borussen überließen Wolfsburg oftmals den Ball, verzichteten auf ein Offensivpressing und beschränkten sich darauf, im Mittelfeld zuzupacken. Die eigenen Umschaltmomente waren rar und wenn es gute Ansätze gab, wurden sie nicht zu Ende gespielt. Eine sehr hohe Fehleranfälligkeit bei Ballbesitz prägte das Spiel auf beiden Seiten, sodass es über weite Strecken eine sehr zähe Angelegenheit war. 

Wind ließ den Matchball liegen

Es war bereits frühzeitig abzusehen, dass auch die TV-Zuschauer in der ARD kein Pokal-Spektakel erleben würden. Immens groß war das Interesse ohnehin nicht, selbst RTL mit ‘Bauer sucht Frau’ hatte eine höhere Einschaltquote. Die im Borussia-Park frierenden Zuschauer »mussten mit uns leiden«, wie Gerardo Seoane sagte. Denn obwohl seine Mannschaft über weite Strecken gut verteidigte, kam Wolfsburg zum Ende der regulären Spielzeit und auch in der Verlängerung zu mehreren hochkarätigen Möglichkeiten. 

»Sie haben die besseren und klareren Torchancen«, sagte Seoane. Der Einschätzung, dass Wolfsburg in diesem niveauarmen Spiel das leicht bessere Team war, wollte niemand widersprechen. »Wir hatten das Quäntchen Glück, das man an so einem Abend braucht«, sagte Roland Virkus mit Blick auf die beiden hundertprozentigen Chancen von Wolfsburgs Wind am Ende der regulären Spielzeit und dem vergebenen ‘Freischuss’ von Maehle in der 108. Minute. 

Die überraschende Explosivität von Neuhaus

Die Borussen taumelten mehr oder weniger dem Elfmeterschießen entgegen – bis zu diesem einen Angriff in der 120. Minute. Es fing an mit dem abgefangenen Ball von Koné tief in der eigenen Hälfte, ging weiter mit dem den Ball schleppenden Neuhaus und dem folgenden Antritt von Ngoumou. Dass Neuhaus in dieser Situation auf rechts überlief, war immens wichtig – genauso wie die Tatsache, dass Neuhaus im Laufduell eine überraschende Explosivität entwickelte, mit der er am Gegenspieler vorbeizog. Die punktgenaue Flanke von kurz vor der Grundlinie war klasse und weil Koné den weiten Weg mitgelaufen war, konnte er den Lucky Punch setzen. 

Der Borussia-Park eskalierte und der Lautstärkepegel erreichte zu später Stunde ein Level, das man angesichts der vergleichsweise dünn besetzten Ränge nicht für möglich gehalten hätte. Es hing wohl auch mit der Erleichterung aller zusammen, dass man dem drohenden Elfmeterschießen in letzter Sekunde entkommen war. »Wir haben heute vielleicht etwas vorsichtig gespielt, aber wenn du kurz vor Schluss so einen Punch setzt und der Gegner kann sich nicht mehr wehren, ist es in Ordnung«, resümierte Roland Virkus. Und Gerardo Seoane entließ seine Mannen mit einem Sonderlob in die Nacht: »Kompliment, mit welcher Leidenschaft die Mannschaft aufgetreten ist und wie sie trotz aller physischen Probleme ihr Herz auf dem Platz gelassen hat. Das war wirklich das Maximum heute.«

 


von Marc Basten
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