Nachdreher aus dem Borussia-Park

Ein Spektakel mit vielen Unzulänglichkeiten

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Das erste Geschenk an die Kölner - Netz und Nicolas ermöglichen das 0:1 (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Das Derby war unterhaltsam und vom Engagement her kann man den Borussen keinen Vorwurf machen. Drei Gegentore verdarben jedoch die Freude am Spektakel.

Es gab viele fragende Gesichter am Samstag im Borussia-Park. Was sollte man mit diesem Derby anfangen? Klar, das 3:3 war spektakulär und es war gewiss unterhaltsamer, als ein tristes 0:0. Und dass die Borussen zweimal einen Rückstand egalisierten und sogar in Führung gingen, war durchaus lobenswert. 

Dass man schon wieder gegen einen Abstiegskandidaten nicht gewinnen konnte, abermals einen Vorsprung nicht über die Zeit brachte und gegen diesen 1. FC Köln erneut drei Gegentore kassierte, verbietet auf der anderen Seite jegliche Selbstzufriedenheit. Auch wenn der Abstand nach ganz unten gehalten werden konnte, wurde einmal mehr deutlich, dass Borussia weiterhin die Balance fehlt. 

Offensiv unausgegoren, defensiv halbherzig

Die Idee, dass die Außenverteidiger aufrücken und die Flügelstürmer unterstützen sollten, ging nicht auf. Scally und vor allem Netz waren offensiv wirkungslos und die Abstimmung mit ihren Vorderleuten Honorat und Ngoumou passte nicht. Jordan war als Fixpunkt für Flanken kein Faktor, auf den Halbpositionen blieb Koné ungefährlich und Neuhaus fehlte neben dem Glück (zweimal Aluminium) auch die letzte Konsequenz. 

Erschwerend kam hinzu, dass die Außenverteidiger nicht nur offensiv ohne Impulse blieben, sondern in ihrem Kerngeschäft Schwächen offenbarten. Das Abwehrverhalten von Netz vor dem 0:1 war ein Musterbeispiel für halbherziges Verteidigen. Die defensive Staffelung war zudem alles andere als optimal, was sich besonders im zentralen defensiven Mittelfeld bemerkbar machte. 

Die richtige Ausgewogenheit sucht man weiterhin vergeblich

Weigl verschliss sich als Abräumer, auch wenn er eben genau das nicht ist. Seine spielerischen und organisatorischen Fähigkeiten leiden darunter extrem, sodass er zum Spielaufbau kaum etwas Konkretes beitragen konnte. Gegen den Ball war ihm Neuhaus nur bedingt eine Hilfe und Koné lief mehrfach ganz vorn das Aufbauspiel an und fehlte dann im Raum, wenn die Kölner umschalteten. So auch vor dem 0:1, als vor dem Gladbacher Strafraum deutlich zu viel freie Fläche für Kainz & Co. war. 

Es bleibt dabei, dass eine leicht offensivere Ausrichtung direkt spürbar zulasten der Defensive geht und eine etwas mehr auf Vorsicht gepolte Grundordnung gleichbedeutend mit großer Harmlosigkeit in der Offensive ist. Die richtige Ausgewogenheit sucht man weiterhin vergeblich. 

Gegen diese Mannschaft drei Tore zu kassieren, ist ein Unding

Vom Engagement und der richtigen Derby-Einstellung her kann man den Borussen keinen Vorwurf machen. Der Wille war absolut zu erkennen und die Aufholjagd mit dem Doppelpack von Hack war ein emotionales Highlight. So wie nach dem Tor zum 3:2 hat der Borussia-Park lange nicht mehr gebebt.

Ein Sieg wäre angesichts der Chancenverteilung gewiss nicht unverdient gewesen, aber zum Schluss gab es auch Momente, in denen selbst der eine Punkt am seidenen Faden hing. Und das eben nicht gegen ein Topteam, sondern gegen den chronisch offensivschwachen 1. FC Köln. Gegen diese Mannschaft zu Hause drei Tore zu kassieren, ist ein Unding und daher darf mit diesem Derby kein Borusse zufrieden sein. 

 


von Marc Basten
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