Nachdreher aus Mainz

»Den Faden komplett verloren und aus dem Tritt gekommen«

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Mit gemischten Gefühlen nach dem Remis in Mainz (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

In der ersten Halbzeit in Mainz standen die Gladbacher Borussen kollektiv neben sich und enttäuschten auf ganzer Linie, nach der Pause arbeitete man sich zurück ins Spiel und musste sich am Ende ärgern, den möglichen Auswärtssieg verpasst zu haben.

Was soll man nur von dieser Gladbacher Borussia halten? Die Frage stellten sich nicht nur die rund 8.000 Borussen-Fans, die am Samstag dazu beigetragen haben, dass das Mainzer Stadion zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauft war. Dabei ließ es sich doch eigentlich relativ gut an für die Borussen, die erneut mit Viererkette aufgelaufen waren. 

»Wir sind gar nicht so schlecht ins Spiel gestartet, hatten ein gutes Positionsspiel und Ruhe am Ball«, bemerkte Borussias Trainer Gerardo Seoane anschließend. Blöd nur, dass diese gute Startphase nach ungefähr fünf Minuten bereits beendet war. Plötzlich und ohne besonderen Grund luden die Borussen die leicht verunsichert wirkenden Mainzer ein. 

Kein Zugriff in den Zwischenräumen

»Ausschlaggebend war für mich die Serie an Standardsituationen, wo wir es nicht geschafft haben, uns zu befreien«, sagte Seoane. »Dann haben wir den Faden komplett verloren und sind aus dem Tritt gekommen«. Es wurde unnötig gefoult, Bälle wurden hergeschenkt und Zweikämpfe verloren, wenn man sie überhaupt führen konnte. 

Zwischen den Linien ließen die Borussen extreme Lücken, was Mainz nicht nur beim Führungstreffer ausnutzen konnte. »Wir haben die beiden Spieler Lee und Gruda in den Zwischenräumen nicht in den Griff bekommen«, bestätigte Seoane. Er monierte, dass seine Mannen sich zu langsam verschoben haben, sodass sie keinen Zugriff bekamen.

Seoane rudert zurück

Derweil war das eigene Aufbauspiel eine einzige Katastrophe. Der Versuch, sich gegen das Pressing heraus zu kombinieren, scheiterte schlichtweg an fehlender Technik und Handlungsschnelligkeit. Spätestens nach der dritten Station ging der Ball verloren. »Bei eigenem Ballbesitz waren wir zu fehlerhaft und die Mainzer haben extrem viele Zweikämpfe gewonnen«, monierte Seoane. »In der ersten Halbzeit war es eine enttäuschende Leistung, wo wir sehr viel zugelassen und selbst gar keine Torgefahr ausgestrahlt haben.«

Die taktische Ausrichtung mit Viererkette erwies sich offensichtlich als unpraktikabel und Seoane stellte zur Pause um. »Ich hatte das Gefühl, dass wir defensiv gewisse Fortschritte gemacht haben, um das auch gegen eine Fünferkette beim Gegner aufzunehmen, aber haben dann zurückgerudert und sind auf eine klare Zuteilung gegangen«, sagte der Schweizer.  

Der Auswärtssieg lag auf dem Silbertablett 

»Natürlich haben wir auch an die grundsätzlichen Dinge wie Körpersprache, Zweikampfhärte, Energie und Aggressivität appelliert«, erklärte Seoane, der zugab, dass es auch das eine oder andere laute Wort gegeben hätte. Mit der veränderten Grundausrichtung der Gladbacher hatten die Mainzer ihre Probleme und öffneten nun ihrerseits Räume, welche die Borussen bespielen konnten. 

Der Ausgleich durch den Kopfball von Ngoumou war schön heraus gespielt und in der anschließenden Phase hätten die Borussen bei weiteren guten Gelegenheiten das Spiel komplett drehen können. Spätestens nach dem Platzverweis für Kohr bei einer Restspielzeit von gut 15 Minuten lag der Auswärtssieg auf dem Silbertablett, aber die Fohlen nahmen das Geschenk nicht an. 

Gemischte Gefühle allenthalben

Die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte, auch die vielen Standards verpufften weitestgehend. So stand am Ende ein objektiv leistungsgerechtes Remis auf der Anzeigetafel, das vorwiegend bei den Borussen gemischte Gefühle auslöste. Einerseits war der Punkt nach der katastrophalen ersten Halbzeit mehr, als man erwarten durfte. Andererseits hätte man das Spiel aufgrund des Verlaufs nach der Pause eigentlich gewinnen müssen.

Gerardo Seoane wurde erneut von den zwei Gesichtern seiner Mannschaft überrascht und noch ist es ihm nicht gelungen, dieses Phänomen zu erklären. »Man hat schon das Gefühl, dass man wieder am gleichen Punkt steht und die gleichen Schlüsse zieht«, sagte er. »Da gilt es, beharrlich dranzubleiben.« Seoane weiter: »Einerseits ist es uns gelungen, in der Halbzeit richtig zu intervenieren, andererseits ist es uns nicht gelungen, das Spiel so vorzubereiten, dass wir von Anfang an gut im Spiel sind. Insofern gehe ich mit gemischten Gefühlen nach Hause.« So wie wohl die meisten anderen Borussen an diesem Tag.

 


von Marc Basten
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